Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
13.03.2008 - Nr. 896

ACHTUNG:

Morgen, Freitag 14. März 08, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 68 mit einem Text des israelischen Autors Chaim Noll unter dem Titel: "Judenhass im Islam".

Am Montag, 17. März 08, erscheint KEIN COMPASS!

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Dienstag, 18. März 08.


Guten Tag!

Nr. 896 - 13. März 2008


Als einer der wenigen deutschen Intellektuellen macht sich Wolf Biermann für das Überleben des Staates Israel stark. Dafür erhielt er kürzlich den Theodor-Lessing-Preis (siehe: Compass 07.03.08). Der RHEINISCHE MERKUR veröffentlichte nun in seiner jüngsten Ausgabe die Dankesrede von Biermann - "Sprechen wir Tacheles!" - in vollem Wortlaut. Mit Blick auf die von totalitären Staaten bedrohte, einzige Demokratie im Nahen Osten, Israel, und die Verantwortung Europas und Deutschlands in diesem Zusammenhang sagte Biermann u.a.:
"Reden wir Tacheles: Der Staat Israel ist in seiner politischen und kulturellen Substanz ein europäischer Staat, umgeben von totalitären Todfeinden. ... Und wir? Nicht aus heißer Scham und schlechtem Gewissen über die Schande der Schoah – nein, aus kühlem Eigeninteresse sollten wir uns die Pose einer gutmenschelnden Äquidistanz in diesem Dauerkrieg nicht leisten. In dem uralten, unlösbaren Konflikt zwischen den verfeindeten Brüdern Ismael und Isaak müssen wir Partei ergreifen für das demokratische Israel. Alles, was die Deutschen in diesem Sinne tun, beruhigt mein Herz."
Der Link zur vollständigen Rede in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Irrsinnig komisch und fabelhaft traurig sind die Bilder, die der Schriftsteller Edgar Keret und seine als Lyrikerin und Theatermacherin bekannte Lebensgefährtin Shira Geffen für ihren ersten Film "Jellyfish" aus Luft und Wasser, privater Enttäuschung und kollektiven israelischen Ängsten zusammengesetzt haben. Es sind die Geschichten dreier Frauen um die 30 im modernen Tel Aviv, die in diesem israelischen Spielfilm erzählt werden und die alle auf ihre Weise eine besondere Verbindung zum Meer aufweisen. Jellyfish – Vom Meer getragen / Meduzot gewann 2007 beim Filmfestival von Cannes die Caméra d’Or, die für den besten Debütfilm vergeben wird. Eine begeisterte Filmkritik in der FRANKFURTER RUNDSCHAU stellt den poetischen Film näher vor.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG sprach mit dem aus Wien geflüchteten Germanist Egon Schwarz über den "Anschluss" Österreichs, zu dessen siebzigstem Jahrestag der notorische Otto von Habsburg die Legende von Österreich als erstes Opfer der Nazis einmal mehr aufgewärmt hat. Schwarz erinnert sich:
"Schon im März 1938 wurden die schlimmsten Verbrechen von den österreichischen Kadern der Nationalsozialisten begangen. Die kannten sich hier aus, sie hatten ihren Hausjuden, den sie jetzt umbringen oder bestehlen durften. So ging es dann weiter. Ich habe es als Pogrom erlebt. Die Juden mussten die österreichpatriotischen Parolen von den Straßen waschen, vor den jüdischen Geschäften standen breitbeinig die SA-Leute, die verhindern sollten, dass man dort einkauft. Ich habe gesehen, wie man johlend den Juden die Bärte anzündete. Einmal kam ein SA-Mann auf mich zu, der mich verhaften wollte. Ich habe mich geweigert, mitzugehen. Es gab einen Kampf, bei dem ich zuletzt der Stärkere war. Man wusste, es würde einem irgendwann an den Kragen gehen."
Der Link zum Interview sowie weiteren Berichten über die gestrigen Gedenkfeiern in Österreich in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Freiburger Historikerin Christina Späti hat das spannungsreiche Verhältnis der schweizerischen Linken zum Staat Israel untersucht. Dabei betritt sie durchaus Neuland, wie Martin Kloke in seiner Rezension auf den Seiten von HSOZKULT deutlich macht. Lange nämlich habe man in der Schweiz den Mythos gehegt, man könne das Problem des Antisemitismus – und erst recht eine antisemitisch grundierte Israelfeindschaft in der Linken – auf Deutschland und Österreich beschränken. Späti korrigiert diesen Mythos in ihrer empfehlenswerten Studie: "Die schweizerische Linke und Israel. Israelbegeisterung, Antizionismus und Antisemitismus zwischen 1967 und 1991".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Hat der Glaube oder haben die Menschenrechte Vorrang? Viele Muslime wissen nicht, wie sie sich entscheiden sollen. Aber auch Christen plädieren nicht immer für Toleranz. Man findet in den theologischen Grundlagenschriften von Bibel und Koran keineswegs nur Plädoyers für Freiheit und Toleranz, sondern eben auch die Diffamierung von Anders- und Nichtgläubigen. Darauf macht Armini Pfahl-Traugheber in einem Essay für die FRANKFURTER RUNDSCHAU aufmerksam, in dem er sich mit der "neuen Gretchenfrage" auseinandersetzt, dem Verhältnis von Glaube und Menschenrechten. Pfahl-Traughber lehrt an der Fachhochschule des Bundes in Brühl und als Lehrbeauftragter an der Universität Bonn. Er gilt als Fachmann in Fragen des Antisemitismus, Extremismus, Ideengeschichte, Islamismus, Terrorismus und Zeitgeschichte.
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufene Islamkonferenz kommt heute in Berlin zu ihrer dritten Vollversammlung zusammen. Die Konferenz will die Eingliederung der schätzungsweise 3 bis 3,5 Millionen Muslime in Deutschland verbessern. Unmittelbar vor der Sitzung einigten sich die Mitglieder auf die Empfehlung, islamischen Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen einzuführen. Allerdings ist auch Streit zu erwarten: Der Publizist Nakschbandi erklärte beispielsweise seinen Austritt, weil die Konferenz sich zur Farce entwickele. Zahlreiche Berichte, Kommentare und auch ein Interview mit Schäuble sind heute in den Zeitungen zu lesen.
Alle Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Nach dem Beschluss des Berliner Verwaltungsgerichts zum Recht muslimischer Schüler, in Pausen auf dem Schulgelände zu beten, ist eine heftige Diskussion um die Schaffung von Gebetsräumen entbrannt. Während die christlichen Kirchen die Entscheidung begrüßten, kam Kritik aus der Politik. Viele Schulleiter und Lehrer in Berlin befürchten ein neues Konfliktpotenzial an sozialen Brennpunkten und Oppositionspolitiker sehen das Neutralitätsgebot gefährdet.
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zu dem umstrittenen Urteil in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Morddrohungen hat er alle gezählt: 1.300 hat er seit Anfang der 90er Jahre erhalten. Als unbequemer Mahner und Aufklärer zieht Ralph Giordano seit mehr als einem halben Jahrhundert gegen rechtsextremes Gedankengut zu Felde. Seine Kölner Nummer will er jedoch nicht aus dem Telefonbuch streichen lassen. "Sich dem rechten Ungeist beugen? Das kommt überhaupt nicht in Frage!", entrüstet sich der streitbare Journalist und Autor, der den Terror der Nationalsozialisten in einem Versteck überlebte. Am 20. März wird Ralph Giordano 85 Jahre alt. Holger Spierig widmet ihm heute im KÖLNER STADTANZEIGER ein Porträt: "Ralph Giordano wird 85".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sam Harris, Autor der furiosen Streitschrift "Brief an ein christliches Land", spricht in der TAZ über moderate und fundamentalistische Gläubige, das Frömmlertum der Amerikaner und die Quellen der Moralität. "Brauchen wir Jesus, um gut zu sein?", fragt er provovierend.
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der Roman war ein Bestseller in Frankreich, wurde unter anderem für den Prix Goncourt nominiert. Der 2005 publizierte Roman "L’Attentat", der unter dem Titel "Die Attentäterin" auch auf Deutsch vorliegt, wurde in 15 weitere Sprachen übersetzt und soll darüber hinaus auch verfilmt werden. André Glucksmann charakterisierte den Roman als "kriminalistischen Tragödie in der Yasmina Khadra die teuflischen Rädchen des radikalsten Hasses, der ans Geheimnis der Liebe und an absolute Perversion grenzt, demontiert". HAGALIL stellt den Roman inkl. einer längeren Leseprobe genauer vor: "Yasmina Khadras kriminalistische Tragödie: Die Attentäterin".
Der Link dazu in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht




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