Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
28.03.2008 - Nr. 902

ACHTUNG:

In der Zeit von Montag, 31. März 08, bis einschließlich Montag 07. April 08 erscheint KEIN COMPASS!

Die nächste Ausgabe erfolgt am Dienstag, 08. April 08.


Guten Tag!

Nr. 902 - 28. März 2008


Viele waren begeistert, einige jedoch empört: Der als «historisch» bezeichnete Besuch der deutschen Bundeskanzlerin in Israel von letzter Woche wird im Nachhinein insbesondere von israelischen Friedensaktivisten als einseitig pro-israelisch beurteilt, wie ein Beitrag auf ESPACE berichtet. Dem fügt sich ein Interview des jüdischen Politologen Alfred Grosser in der TAZ an: Aus Angst, als antisemitisch gebrandmarkt zu werden, ignoriere der Westen das Leid der Palästinenser, so klagt er.
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"...aber ich kann sagen, dass die Mission des israelischen Botschafters in Deutschland noch immer schwierig ist – schwierig, einzigartig und jederzeit eine Herausforderung. War es vergeblich? Meine private Antwort und meine offizielle Antwort lauten, dass es nicht vergeblich war, nicht vergeblich ist und niemals vergeblich sein wird."
Mit diesen Worten beendete der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Shimon Stein, kürzlich seine Leo-Baeck-Vorlesung, die er in New York hielt. Die Rede ist insgesamt eine beeindruckende Rückschau Steins auf seine Zeit in Deutschland. Nun kann man sie im Wortlaut in der ZEIT nachlesen: "Es hat sich trotzdem gelohnt".
Der Link zur Rede in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Ich war verzweifelt. Wir hatten nichts, was wir den Gästen anbieten konnten." Eine alte Israeli erinnert sich an die Belagerung Jerusalems 1948. Nur mit Panzerwagen auf der heimlich gebauten Burma-Straße gelangten die jüdischen Brigaden in die eingeschlossene Stadt. Alles war knapp. Die rationierten Nahrungsmittel gab es in den ersten Jahren des jüdischen Staates nur mit Lebensmittelkarten. Der akuten Not in den Kriegsjahren folgte eine Überschwemmung des Landes mit Flüchtlingen des Holocaust und den Deportiertenlagern aus Europa sowie rund 800.000 vertriebenen Juden aus der arabischen Welt. Ulrich Sahm zeichnet in einem Beitrag für N-TV gewissermaßen eine kleine kulinarische Geschichte des Landes Israel nach: "Identität geht durch den Magen".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

„Ging ich in ein Konzert oder ins Theater, so berechnete ich in Gedanken, wie lange es dauern würde, das versammelte Publikum zu vergasen, und wie viele Kleider, Goldzähne und Säcke Haar danach übrigbleiben würden.“
Jehuda Bacon hat als Kind den Holocaust überlebt. Seine Bilder haben ihn gerettet, sagt er bei einem Besuch in Würzburg, wo im Museum am Dom etwa 80 seiner Werke zu sehen sind. Die MAINPOST stellt den Künstler und sein Werk vor: "Kunst eines Holocaust-Überlebenden: Bis an die Grenzen der Existenz".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Kein Satz wird so häufig mit dem amtierenden Präsidenten Irans, Mahmud Ahmadinedschad, assoziiert wie dieser: Israel muss von der Landkarte radiert werden. Das Problem ist nur – er hat diesen Satz nie gesagt. - So das überraschende Ergebnis von Katajun Amirpur, die sich die entsprechende Rede Ahmadinedschads im persischen Original angesehen und für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG analysiert hat. Ihr entgegnet an gleicher Stelle, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, die Islamwissenschaflerin Mariella Ourghi. Sie interpretiert den entscheidenden Satz anders als Amirpur:
"In der Tat handelt es sich bei "mahv shodan" um ein intransitives Verb, so Ourghi, "und zwar als Pendant zum transitiven 'mahv kardan', was soviel wie 'ausrotten, vernichten, tilgen' bedeutet. Doch kann 'mahv shodan' auch als Passiv verstanden werden. Konsultiert man ein Wörterbuch Persisch-Deutsch, findet sich als erste Übersetzung von 'mahv shodan' 'vernichtet werden'. Es ist also wohl eher Haarspalterei, auf gewisse Übersetzungsungenauigkeiten zu verweisen. An Sinn und Zielsetzung des Satzes ändert es wenig."
Die Links zu den beiden Artikeln in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Im Jahr 2005 erwarb der ungarische Industrielle Gábor Széles die bis dahin liberale Budapester Tageszeitung "Magyar Hírlap". Széles sympathisiert mit der populistischen Rechten in Ungarn und ihrem Führer Viktor Orbán. Inzwischen fährt das Blatt eine stramm rechts-konservative Linie. Die liberalen Journalisten wurden gekündigt, an ihre Stelle traten erprobte Kampfschreiber wie der Kolumnist Zsolt Bayer, der von Orbáns Sprachrohr "Magyar Nemzet" kam. Am 19. März veröffentlichte Bayer im "Magyar Hírlap" eine Schmäh-Schrift gegen die "Budapester jüdischen Journalisten", ein gern gepflegter Topos der antisemitischen Propaganda der ungarischen Zwischenkriegszeit. Ein Novum in der ungarischen rechten Publizistik seit 1945 ist, dass sich Bayer nunmehr selbst als Antisemit bekennt. Am Dienstag veröffentlichten nun hundert ungarische Intellektuelle, unter ihnen der Philosoph Mihály Vajda, der Historiker Krisztián Ungváry und der Politologe Péter Kende, im Internet einen Offenen Brief an den Magyar Hírlap-Eigentümer Széles. Dem österreichischen STANDARD ist es zu danken, dass dieser Brief nun in deutscher Sprache vorliegt.
Der Link zum Protestbrief in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Als der aus Nazareth stammende Palästinenser Michel Sabbah 1987 von Papst Johannes Paul II. in das Leitungsamt der Katholiken mit westlichem Ritus in Jordanien, Israel, den palästinensischen Gebieten und Zypern berufen wurde, war das eine Sensation: Seit der Wiedererrichtung des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem hatten 140 Jahre lang italienische Erzbischöfe die arabischen Gläubigen geführt. Letzten Sonntag nun nahm Sabbah von diesem Amt Abschied. Gabi Fröhlich zieht in der TAGESPOST eine Bilanz des nicht immer unumstrittenen, politisch oft Stellung nehmenden Patriarchen und stellt seinen Nachfolger vor: "Der Kantige und der Freundliche. Auf dem Patriarchenstuhl in Jerusalem steht nach zwanzig Jahren ein Wechsel an".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Jetzt ist das Video des niederländischen Provokateurs und anti-islamischen Filmemachers Geert Wilders also online. Und die Reaktionen fallen - wie sollte es anders sein - ebenso unterschiedlich wie heftig aus. Auffallend etwa der deutliche Kommentar von Nils Minkmar in der FAZ:
"Es ist ein direkter Sprung ins Gesicht all jener, die die Probleme leugnen oder auf die lange Bank schieben wollen. Es ist aber kein rassistischer oder blasphemischer Film. Viele moderate Muslime, die selbst die Opfer der Fanatiker sind, werden ihn mit ebensolchem Entsetzen sehen wie säkulare oder christliche Zuschauer. Nur Verdränger haben ein Problem damit, so einen Film zu zeigen."
Links zu Minkmars Kommentar sowie weiteren Berichten und Reaktionen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ob seine deutsche Heimat ihn liebt? Ali Kizilkaya ist sich nicht sicher. Der Mann, der ab morgen Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime ist, bekennt sich zum Grundgesetz. Doch seine Nähe zu den Nationalisten der türkischen Milli Görüs macht ihn angreifbar. Dennoch will er sich für Integration einsetzen. Gernot Facius versucht in der WELT einen genaueren Eindruck von dem Mann zu gewinnen: "Deutscher Muslim-Sprecher hat radikales Umfeld".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Anlässlich seines zehnten Todestages erinnert Willi Goetschel in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES an den jüdischen Philosophen Hermann Levin Goldschmidt. Goldschmidt war durchaus ein Verfechter von Begegnung und Dialog zwischen den Kulturen und Religionen, aber, so argumentierte er, gerade erst im pointierten «Gegeneinander», im Lautwerden und Ernstnehmen der sich grundsätzlich widersprechenden Differenzen, kann wirkliche Begegnung stattfinden. Erst wo dem Widerspruch in all seinen Gestalten Stimme verliehen, wo er laut und gehört wird, finde sich die Möglichkeit echten Miteinanders: "Ein fortdauernd kritischer Zeitgenosse".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, Gut Schabbes und ein schönes Wochenende wünscht




Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung