Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
21.04.2008 - Nr. 911

Guten Tag!

Nr. 911 - 21. April 2008


Tsafrir Cohen wurde 1966 in Israel geboren, wuchs dort sowie in Kanada auf, lebte ab 1986 in Berlin, wo er unter anderem das Jewish Filmfestival gründete und als Journalist und Kulturmanager tätig war. Seit 2007 ist Cohen Repräsentant der deutschen Hilfsorganisation medico international in Israel und Palästina. Das NEUE DEUTSCHLAND sprach mit ihm über die Situation im Nahen Osten und die soziale Krise in den Palästinensergebieten: »Damit die Hoffnung nicht erlischt«
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

"Mich hat der Zionismus immer sehr interessiert, obgleich mein Vater der Ansicht war, ich dürfte zwei Dinge niemals werden: Zionist und, was er noch für schlimmer hielt, Sozialist. Beides hielt er für abwegig"... So erinnert sich der deutsch-jüdische Historiker Julius Schoeps an die Haltung seines Vaters Hans-Joachim Schoeps, seines Zeiechens ebenfalls Historiker. Ulrich W. Sahm befragte Julius Schoeps aus Anlass des 60. Jahrestages der Gründung Israels für HAGALIL zum Thema Zionismus.
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Israelis haben ein differenzierteres Bild von den Deutschen als umgekehrt. Beim Literaturgipfel im Berliner Springerhaus sind sich Amos Oz, Katharina Hacker und Michael Krüger einig: in die Geschichte eines Landes dringt man nur ein über die Belletristik. Die WELT dokumentiert in einem langen Text das Gespräch zwischen den deutschen und dem israelischen Literaten. Besonders bewegend die Erinnerungen von Amos Oz an den Tag, als die historische Abstimmung über die Gründung Israels in der UNO vonstatten ging:
"Das war also eine Abstimmung über Leben und Tod. Ich erinnere mich, dass ich kurz vor Mitternacht aufwachte. Ich schaute durch mein Fenster nach draußen. Ich werde nie vergessen, wie ich Tausende von Menschen auf der Straße sah, weil es nur ein einziges Radiogerät in der Nachbarschaft gab. ... Es war unglaublich still. Das war eine Stille, wie ich sie noch nie zuvor und auch nie danach in meinem Leben gehört habe. Tausende von Menschen standen dort, als wären sie versteinert. Die einzige Stimme, die man hören konnte, war die Stimme des Vorsitzenden der Generalversammlung. ... Er wiederholte die Antworten der einzelnen Delegationsmitglieder - ja, nein, Enthaltungen. Alle auf der Straße zählten im Herzen mit. ... Als der Sprecher dann zum Ende kam, gab es einen Augenblick unglaublicher Stille. Dann wurde gesagt, dass die Resolution mit 32 gegen zwölf Stimmen angenommen wurde und es neun Enthaltungen gab. Plötzlich gab es einen Aufschrei der Freude und der Erleichterung. ... Ein Schrei, ein Jubel, wie ich das noch nie gehört hatte, unvergleichlich mit den Jubelrufen während eines Fußballspiels. Es war ein auch von Panik erfülltes Schreien. Gar nicht mal ein reiner Freudenschrei. Es waren ganze Generationen, die aufschrieen. Generationen auch von toten Juden. Generationen von toten Juden, die auf eine Wiedereinrichtung eines Staates Israel gehofft hatten."
Der Link zum vollständigen Gespräch in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Kein Hinweis, kein Schild, nichts: Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Halle liegt Schutt, rundherum wuchern Brombeerhecken. Aufgeschreckt von einem Artikel im STERN räumte nun auch Halles Oberbürgermeisterin ein, dass das KZ an den Rand der Erinnerung gedrängt worden sei. Nico Wingert schildert im STERN ein Lehrstück über Vergangenheitsbewältigung Ost: "KZ Halle - die schwierige Aufarbeitung".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im Sommer 1938 stieg die Zahl der Häftlinge in den Konzentrationslagern Nazi-Deutschlands sprunghaft an. Der Grund: Die systematische Verfolgung einer bis dahin in den Lagern unbekannten Häftlingsgruppe hatte begonnen: »Asoziale«. Christian Linde erinnert in der JUNGEN WELT an die Aktion "Arbeitsscheu", die vor siebzig Jahren, am 21. April 1938, den Höhepunkt der Verfolgung der "Asiozialen" einleitete: "Der schwarze Winkel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Vorsitzende der Jungsozialisten in der SPD, Franziska Drohsel, greift Verschwörungstheorien und Antisemitismus im eigenen politischen Lager an. Es könne nicht angehen, dass rechte Inhalte unter einem linken Etikett verkauft würden. Sie fordert: Linkes Denken muss sich vor allem vom Islamismus distanzieren. Ihre Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in der Linken hat die WELT online gestellt: "Juso-Chefin kritisiert linken Antisemitismus".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Jagd auf Ausländer an Hitlers Geburtstag ist in Russland finstere Tradition. Neonazis, die des Geburtstags des ehemaligen deutschen Diktators Gedenken wollen, nutzen das Datum als Anlass, um asiatische und afrikanische Studenten zu verprügeln. Und die russischen Sicherheitsbehörden, so berichtet die WELT, schauen an dem Tag gerne weg: "Neonazis jagen Ausländer an Hitlers Geburtstag".
Der Link zum Bericht in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

Papst Benedikt XVI. hat am Freitag in New York eine Synagoge besucht. Bei der kurzen Zeremonie in der Park East Synagoge in Manhattan gratulierte Benedikt am Freitag zum bevorstehenden Pessach-Fest. "Mit Freude bin ich gekommen, um der jüdischen Gemeinde meinen Respekt und meine Hochachtung zu erweisen", sagte Benedikt. In einer kurzen Ansprache lobte der aus Wien stammende Rabbiner Arthur Schneier, ein Holocaust-Überlebender, vor allem die Verbesserung der jüdisch-christlichen Beziehungen. Auffallender Weise spielten die jüngsten Verstimmungen zwischen dem Vatikan und der jüdischen Welt, ausgelöst durch die veränderte Karfreitagsfürbitte, keine Rolle.
Links zu Berichten und Hintergründen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Hermann Barth, hält Bischof Hubers Besuch beim Bremer Jungchristentreffen "Christival" für völlig normal. Vom missionarischen Anspruch der christlichen Kirche will er schon gar keine Abstriche machen. Auch nicht für Juden, wie aus dem Gespräch mit der TAZ deutlich hervorgeht. Es scheint, als wolle die EKD nun dem Vatikan nacheifern und nun ebenfalls "für die Juden" beten...
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wenn überhaupt, dann besuchen Jugendliche sein Haus meist nur, weil sie es für die Schule tun müssen. Das möchte Christian Walda, Leiter des Jüdischen Museums in Rendsburg, gerne ändern: Er möchte die Schüler animieren, einen eigenen Blick auf die Geschichte zu werfen, wie er im Gespräch mit der TAZ betont: "Junge Leute haben andere Ideen"
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Forderung nach einem NPD-Verbot und die Zukunft des Erinnerns nach dem Verlust der letzten Zeitzeugen waren zentrale Punkte in der "Weimarer Rede" von Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dabei dachte sie die Zukunft im Verhältnis von Juden und Nicht-Juden in Deutschland an - ganz im Sinne des Leitgedankens der diesjährigen "Weimarer Reden", die nun bereits im 15 Jahr stattfinden. Die "Weimarer Reden" sind eine von der TLZ präsentierte, von der E.ON Thüringer Energie AG finanzierte Veranstaltung der Stadt Weimar. Die Rede von Charlotte Knobloch ist nun in voller Länge in der THÜRINGISCHEN LANDESZEITUNG nachzulesen: "Gezeitenwechsel des Erinnerns - Weimarer Rede".
Der Link zur Rede in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Izkor, hebr., bedeutet: "erinnere dich" - und so lautet auch einer der eindrucksvollsten Dokumentationen, die sich dem tiefverwurzelten Zusammenhang von Erinnern und jüdischer Identität widmen. Gedreht hat den Dokumentarfilm der Israel Eyal Sivan. Im Mittelpunkt stehen dabei die dichte Abfolge mehrerer Feste und Gedenktage im April: das Pessach-Fest, bei dem die Befreiung von der ägyptischen Sklaverei gefeiert wird - 14 Tage später Yom Hashoa, die Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust, wiederum acht Tage später ist Yom Hasikaron, der Tag der Erinnerung an die Soldaten, die im Kampf für Israel gefallen sind. In der Nacht, in der dieser Tag der Trauer und der Erinnerung an die Toten zu Ende geht, beginnt der Unabhängigkeitstag des Staates Israel, Yom Haazmaut. Heute abend, zu errinnerungsfeindlicher Zeit, zeigt das ZDF die Dokumentation von Sivan: "Izkor - Sklaven der Erinnerung".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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