Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
08.09.2008 - Nr. 957

Guten Tag!

Nr. 957 - 08. September 2008


Israels Vizepremier Haim Ramon will Siedler im Westjordanland belohnen, die freiwillig ihre Häuser verlassen. Laut der Zeitung "Jediot Aharonot" soll nach seinem Plan jede Familie umgerechnet knapp 200.000 Euro Entschädigung für ein Haus erhalten. Ehemalige israelische Bewohner des Gazastreifens reagieren empört, wie Elisabeth Hausen in ihrer Reportage für ISRAELNETZ schildert: "Neue Rückzugspläne sind unfassbar".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Mit Beginn des Ramadan hätte die erste palästinensische Seifenoper "Matabb" auf Sendung gehen sollen. Sie wurde aber überraschend aus dem Programm genommen. Die vom Goethe Institut in Ramallah produzierte Serie versuchte auf das Erfolgsrezept einer Mischung aus Unterhaltung und ernsten Themen zu setzen. Aber ein Traum von einem Selbstmordanschlag oder Blumen von einem Palästinenser an israelische Soldaten gefielen dem Fernsehsender nicht, wie Alfred Hackensberger für TELEPOLIS erläutert: "Palästinensische Seifenoper aus dem Programm genommen".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Eitan Einoch, ein erfolgreicher Yuppie in einer Hightech-Firma in Tel Aviv, entgeht in kurzer Abfolge drei Attentaten und wird zur nationalen Berühmtheit. Er hat überlebt, aber sein Leben ist zerstört: Er wird von den Medien vereinnahmt, verliert Job und Freundin und begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen für die Attentate. Dabei kreuzt sein Weg den eines Palästinensers - jenes Mannes, der für die Anschläge verantwortlich ist. Beide erzählen in dem rasant, tragikomischen Roman "Ein schönes Attentat" des israelischen Schriftstellers Assaf Gavron ihre Geschichte. In der WELT porträtiert Marko Martin den Schriftsteller, der 1968 geboren in Jerusalem aufwuchs und in London und Vancouver studierte. Er hat drei Romane und einen Band mit Erzählungen veröffentlicht und ist in Israel Bestsellerautor. Außerdem hat er u.a. Jonathan Safran Foer und J.D. Salinger ins Hebräische übersetzt, ist Sänger und Songwriter der israelischen Kultband "The Mouth and Foot" und war im Schreibteam des Computerspiels "Peacemaker", das den Nahost-Konflikt simuliert.
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Erst schrieb Theresa Bäuerlein eine Sex-Kolumne. Dann zog sie nach Israel und schrieb ihren Debütroman: „Das war der gute Teil des Tages“. Hier erzählt sie die Liebesgeschichte zwischen der Deutschen Lena und dem jüdischen Israeli Tom. Beide jobben in einem Autistenheim in Tel Aviv. Kurz nachdem sie sich kennen lernen, macht Tom Lena einen Heiratsantrag: mit dieser Scheinehe will er dem israelischen Armeedienst entgehen. Mittlerweile lebt die Autorin selbst in Tel Aviv. Im ZÜNDER, dem Netzmagazin der ZEIT, erzählt sie nun von ihrem Leben in Tel Aviv: "Ich fahre die ganze Zeit Bus".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Der Ort der Erinnerung am Berliner Holcaust-Mahnmal wird jetzt durch ein Videoarchiv mit Berichten Überlebender ergänzt. Gut, dass die digitalisierten Filme nicht im Internet stehen, denn sie müssen einen Ort haben, und dieser hier ist genau richtig - meint Nils Minkmar in seinem ausführlichen und begeisternden Artikel in der FAZ über das "Videoarchiv am Stelenfeld". U.a. schreibt er:
"So geht Erinnerung: Man merkt sich ein Foto, einen Hund, eine Geschichte. Der Holocaust hat auch die Details, das Spezifische jüdischen Lebens auslöschen wollen. Daher muss ein Mahnmal genau diese Dimension, den Schuhkarton voller Fotos, würdigen. [...] Dieses Archiv ist von zentraler Bedeutung, und diese Bedeutung wird noch weiter wachsen, je weniger Zeitzeugen leben. Auf Dauer wird es bei der jetzigen Regelung, die eine Benutzung nur durch Schulklassen oder Wissenschaftler nach voriger Anmeldung vorsieht, nicht bleiben können. Diese Stimmen zu hören wird bald Grund genug sein, nach Berlin zu reisen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Im Herbst 1943 kommt eine große Gruppe tschechischer Juden aus dem Lager Theresienstadt im KZ Auschwitz an. Unter den Gefangenen befindet sich auch Dina Gottliebova, eine talentierte 21-jährige Malerin. Sie und ihre Mutter überleben das Todeslager - dank der Bilder, welche die junge Jüdin dort malt. Viele Jahre nach Kriegsende, als sie längst als erfolgreiche Trickfilm-Animatorin in den USA arbeitet, erfährt sie, dass ihre Porträts von KZ-Häftlingen immer noch existieren: Sie befinden sich im Museum von Auschwitz. Dina Babbitt, wie sie nun heißt, reist nach Polen und fordert ihr Werk zurück. Doch das Museum weigert sich. Bis heute. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sprach mit ihr: "Schneewittchens Albtraum".
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In der WELT greift Clemens Wergin die jüngste Antisemitismus-Debatte im Kontext des Rechststreites zwischen Frau Hecht-Gallinski und Henryk Broder auf. Wergin nimmt den Publizisten Henryk M. Broder dabei gegen Kritiker von rechts und links in Schutz. Viele nehmen dem Polemiker übel, dass er Klartext redet, meint er: "Die Anti-Antisemitismuskeule".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Begriff Rasse gehört auf den Müllhaufen der Geschichte - meint das Deutsche Institut für Menschenrechte und veröffentlicht am heutigen Montag Vorschläge, wie das Wort ersetzt werden kann. Es kommt im Grundgesetz, aber auch im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, das erst 2006 erlassen wurde, noch immer vor. Katharina Sperber schildert für die FRANKFURTER RUNDSCHAU wie die "Rasse" verschwinden soll.
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ist Schirmherrin der Ausstellung "Weltreligionen - Weltfrieden - Weltethos", die bis zum 30. September in Dortmund läuft. Am Donnerstag sprach sie in der "Auslandsgesellschaft NRW e.V." über die ethischen Forderungen der "Stiftung Weltethos" des Schweizer Theologen Hans Küng. Die Schau bietet auf insgesamt zwölf Tafeln Informationen zu den Weltreligionen Hinduismus, chinesische Religion, Buddhismus, Judentum, Christentum und Islam. Zusätzlich werden in der Ausstellung zwei Leitprinzipien erwähnt - das Gebot zur Humanität und die "Goldene Regel". In der WELT erläutert sie heute im Interview, warum sie sich für ein "Weltethos" und die Integration von Migranten engagiert.
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) hat dem Münsteraner Centrum für religiöse Studien die Zusammenarbeit aufgekündigt - aus Protest gegen dessen Leiter Muhammad Sven Kalisch. Es bestünde eine "erhebliche Diskrepanz" zwischen den Grundsätzen der islamischen Lehre und den veröffentlichten Positionen des bundesweit ersten Lehrstuhlinhabers für Religion des Islam, heißt es in der Begründung. Die TAZ, DOMRADIO und KÖLNER STADTANZEIGER berichten über über aufgekündigte Zusammenarbeit.
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner ist noch immer mit Vorurteilen behaftet. Die kanadische Künstlerin Tamara Podemski versucht, den Klischees mit kreativen Mitteln entgegenzuwirken. Gerade hat sie in Konstanz einen Tanz-Workshop für Kinder angeboten. Das Interessante und Spannende an ihrer Person aber ist: Sie gehört nicht nur der indianischen Kultur an (dem Stamm der Ojybwe), sondern stammt auch aus der jüdischen ab! Der SÜDKURIER sprach vor diesem Hintergrund mit ihr. Auf die Frage etwa,  ob es Ähnlichkeiten zwischen der indianischen und jüdischen Kultur gebe, antwortete sie:
"Ja, ich denke, die Tatsache, dass beide den Holocaust überlebt haben, dass sie sich darüber erhoben haben, zusammengehalten haben und wieder erstarkt sind. Diese Art von Natur ist in meinen beiden Vorfahren, in beiden Großeltern und beiden Elternteilen. Selbst in Deutschland zu sein, ist mir sehr wichtig, da meine Großmutter in Berlin lebte. Sie hat übrigens im Zweiten Weltkrieg für das kanadische Militär gearbeitet und gehörte zu den Befreiern des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Dort war mein Großvater, ein polnischer Jude, interniert. So haben sich meine Großeltern kennengelernt. Seine Wurzeln zu kennen, ist eine sehr wichtige Sache, sowohl in der indianischen als auch in der jüdischen Kultur."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Jüdische Gemeinde Hamburg hat Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay seines Amtes enthoben: "Wir mussten so handeln, um Schaden von der Gemeinde abzuwenden. Das von Herrn Barsilay vorgelegte Rabbiner-Diplom ist offensichtlich nicht echt", sagt der Gemeindevorsitzende Ruben Herzberg. Unterdessen hat der Landesrabbiner angekündigt, rechtlich gegen die Entlassung vorzugehen. Er spricht von "Rufmord". Das HAMBURGER ABENDBLATT berichtet über die Hintergründe: "Falsche Dokumente? Landesrabbiner muss gehen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Als die tausendfache Ausplünderung der verfolgten jüdischen Bürger im Tausendjährigen Reich begann, schlug schlug auch die Stunde der kleinen Profiteure. Jeder konnte nun ein Schnäppchen machen. Und es war nicht nur die braune Nomenklatur und ihre Entourage, die sich bereicherte. Auch der einfache Bürger, der Arbeitskollege oder der Nachbar versuchte, vom Elend seiner jüdischen Mitmenschen zu profitieren. Auf eindringliche Weise schildert dies eine Dokumentation im WDR, die heute Nacht zu sehen ist: "Einsteins Boot. Hitlers kleine Profiteure".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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