Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
27.10.2008 - Nr. 973

Guten Tag!

Nr. 972 - 27. Oktober 2008


Nachdem Außenministerin Zipi Livni mit der Regierungsbildung gescheitert ist, wird es wohl im Februar 2009 Neuwahlen geben. Arbeitspartei-Kandidat Barak und der Konservative Netanjahu werben um bisherige Wähler von Livnis Kadima-Partei.
Links zu aktuellen Berichten und Kommentaren in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL und ISRAEL INTERN.

Immer wieder wird als Lösung des Nahost-Konflikts das sogenannte Zwei-Staaten-Modell gepriesen. Dabei wird die Realität der Verhältnisse in Palästina und vor allem in Israel ignoriert. Die Kämpfe jüngst zwischen Juden und Arabern in der israelischen Hafenstadt Akka zeigen, warum die Abgrenzung zweier Staaten die Probleme der Region nicht lösen wird, meint Sata Göttmann in einem Beitrag für TELEPOLIS: "Die Krux mit den Zwei Staaten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Um just jene Auseinandersetzungen in Akko, wo es zu tagelangen Kämpfen zwischen arabischen und israelischen Jugendlichen kam, geht es in einem Beitrag von Daniel Ziethen in der JUNGLE WORLD. Er interpretiert den Konflikt dafür, dass die gesellschaftliche Trennung zwischen jüdischen und arabischen Israelis immer stärker werde: "Heldenhafte Brüder".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Die Trauerrede für Hans Filbinger hat Ministerpräsident Günther Oettinger geschadet. Aus der Kritik hat er gelernt und geht mit jüdischen Belangen jetzt sehr sensibel um, was er bei seinem derzeitigen Besuch in Israel unter Beweis stellen will, wie Bettina Wieselmann für die HEIDENHEIMER PRESSE berichtet: "Unterwegs für die Versöhnung".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Dass es nicht so einfach ist, alle Brücken hinter sich abzubrechen, zeigt ein deutsch-israelischer Kino-Dokumentarfilm, der am Wochenende erstmals in Deutschland bei den 42. Hofer Filmtagen gezeigt wird. „Menachem und Fred“ erzählt die berührende Geschichte der Wiederbegegnung zweier Brüder nach Jahrzehnten der Trennung. Christoph Arens stellt im DOMRADIO den Film näher vor: "Menachem und Fred".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Von wegen spontane Gewaltexzesse: Neue Forschungen zeigen, dass Adolf Hitler tatsächlich der Drahtzieher bei den Pogromen der "Reichskristallnacht" am 9. November 1938 war. Wissenschaftlern gelang es, den lange Zeit unklaren Begriff "Stoßtrupp Hitler" zu entschlüsseln. Sven Felix Kellerhoff klärt in der WELT darüber auf, was es mit dem Begriff auf sich hat: "So half Hitler 1938 beim 'Volkszorn' mit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Zwischen Israel und dem Vatikan gibt es weiter Differenzen über die Rolle von Papst Pius XII. während des Nationalsozialismus. Israels Minister Jizchak Herzog sagte, eine Selig- und Heiligsprechung von Pius XII. sei nicht hinnehmbar. Es gebe keinen Nachweis, dass der Papst etwas gegen die Judenvernichtung unternommen habe. Israels Botschafter im Vatikan versuchte, die Wogen zu glätten. Es handle sich um eine „innere katholische Angelegenheit“, sagte er.
Links zu aktuellen Berichten und Kommentaren über den Konflikt in der Rubrik VERGANGENHEIT...
(Hingewiesen sei bereits an dieser Stelle, dass die Auseinandersetzung um Pius XII. auch Gegenstand eines Essays des israelischen Autors Chaim Noll ist, der am kommenden Mittwoch als ONLINE-EXTRA im COMPASS veröffentlicht werden wird).

Politiker und Religionsvertreter sind empört über Äußerungen von Ifo-Präsident Sinn: Bankmanager müssten sich zu Recht für ihre Taten verantworten. Sie seien nicht mit verfolgten Juden gleichzusetzen. Der Präsident des Ifo-Instituts hatte in der Diskussion um die Verursacher der Finanzkrise die Wirtschaftsführer in Schutz genommen. Sinn sagte dem Berliner TAGESSPIEGEL: "In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken." In der Weltwirtschaftskrise von 1929 "hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager". Der Vergleich sei "empörend, absurd und absolut deplatziert, eine Beleidigung der Opfer", sagte Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland. "Mir wäre neu, dass Manager geschlagen, ermordet oder ins Konzentrationslager gesperrt würden.".
Links zum Interview mit Sinn sowie Berichten und Kommentaren in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor 70 Jahren war am 9. November die Reichspogromnacht. Symbolisch wollte der Bundestag beschließen, den Kampf gegen Antisemitismus zu stärken und zu diesem Zweck einen offiziellen Antisemitismusbeauftragten zu schaffen. Ein Jahr wurde an diesem parteiübergreifenden Vorhaben gefeilt. Aber kurz vor dem Ziel hat die CDU eine Kehrtwende gemacht. Sie ließ den Konsens zerbrechen. Holger Kulick denkt in einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST über die Hintergründe nach: "Antisemitismusbeauftragter passé?"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

„Ein schmählicher Vorgang“, Aleida Assmann sagte gleich in der Überschrift ihres Beitrages in der FAZ (der leider nicht online steht), was sie davon hält, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Ausgabe der Werke Martin Bubers nicht mehr fördern will. Die stille Hinnahme dieser Entscheidung, die über den deutsch-isrealischen und christlich-jüdischen Dialog hinausreichende Ausgabe einzustellen, „wäre in der Tat ein schwarzer Tag für uns alle“, schreibt sie. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG stimmt ihr heute der Theologe Eberhard Jüngel vehement zu und nennt den drohenden Stopp der Buber'schen Werkausgabe schlicht: "Ein Skandal".
Der Link zu Jüngels Protest in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mit der Merkez-Moschee in Duisburg wurde am Sonntag eine weitere deutsche Großmoschee eingeweiht. Sie soll ein Ort des interreligiösen Dialogs werden. Eine überraschend große Allianz aus Kirchen, Parteien, Bürgern und der islamischen Gemeinde in Duisburg hatte sich für ihre Entstehung eingesetzt. Allerdings gab und gibt es auch kritische Stimmen. Der jüdische Publizist Ralph Giordano etwa deutet in der WELT den Prachtbau als Anspruch einer Minderheit auf Macht und Einfluss, der für Unfrieden zwischen den Religionen sorgt. Der Schriftsteller fordert einen Baustopp für solch repräsentative Bauwerke. Anders sieht dies der Islamwissenschaftler Mathias Rohe, der in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu Wort kommt. Er betrachtet die Duisburger Moschee als Zeichen dafür, dass "der Islam angekommen ist in der Mitte der Gesellschaft. Es ist ein Stück Normalisierung des Zusammenlebens, wenn Muslime, die hier auf Dauer leben, sich eine sichtbare religiöse Infrastruktur geben."
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews hierzu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Namen von Restaurants verweisen für gewöhnlich auf Besonderheiten der Küche oder auf die sprachliche Kreativität ihrer Betreiber. Beim Restaurant Fabisch, das kommenden Freitag am Rosenthaler Platz in Berlin eröffnet, ist das nicht so: Hier holen die Betreiber einen alten Berliner Namen zurück - den der jüdischen Familie Fabisch. Genau dort, wo sich Tor- und Rosenthaler Straße kreuzen, betrieben die Fabischs viele Jahrzehnte lang mehrere Bekleidungsgeschäfte. Claudia Fuchs informiert in der BERLINER ZEITUNG über die Hintergründe: "Ein alter Name kehrt zurück. Das Restaurant Fabisch erinnert an die Geschichte einer jüdischen Familie".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In ihrer lesenswerten Studie "Deutschland, jüdisch Heimatland" analysieren Michael Wolffsohn und Thomas Brechenmacher, welche Rolle im deutschen Judentum die Vornamen gespielt haben und wie deren Wahl zu bewerten ist. Der jüdische Historiker Julius Schoeps stellt das Buch in der WELT vor: "Nicht Adolf. Siegfried". Dazu ergänzend ein Interview über das Buch mit Michael Wolffsoh, einem der beiden Autoren, das in der RHEINISCHEN POST zu lesen ist.
Der Link zur Buchbesprechung und zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Als Johann Trollmann am 9. Juni 1933 in der Kreuzberger Bockbierbrauerei gegen Adolf Witt um den deutschen Titel im Halbschwergewicht antrat, hatte er nur in der ersten Runde Probleme. Danach boxte er den Kontrahenten klar aus. Doch das Kampfgericht weigerte sich den Sinti-Boxer zum Sieger zu erklären. Unter den Zuschauern kam es zu einem Tumult – sie hatten Trollmann eindeutig vorne gesehen. Aber das Boxen war den Nationalsozialisten viel zu wichtig, als dass ein Athlet „nichtarischer“ Abstammung noch eine faire Chance erhalten hätte. Dazu kam der elegante Stil des Sinto, welcher als „undeutsches Instinktboxen“ geschmäht wurde. Trollmann kam kurze Zeit später ins KZ. Roger Repplinger legte nun eine interessante Doppelbiografie vor, in der er nicht nur das Schicksal Trollmanns, sondern auch das seines KZ-Aufsehers Tull Harder erzählt. Boris Peter hat das Buch für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Der Boxer und der Fußballstar: Doppelbiografie über den Sinti Johann Trollmann und seinen KZ-Aufseher".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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