Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
13.11.2008 - Nr. 978

Die Wiener "Hilfsstelle für nichtarische Katholiken"



Von Nazis ermorderter Theologe Bonhoeffer als Verräter diffamiert

[PFORZHEIMER ZEITUNG]
Von Holger Knöferl | Als zu Recht verurteilten Landesverräter hat Manfred Lüttke den von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer diffamiert. Landespolitik und -regierung sind bereits auf Distanz gegangen...

Zu viele Worte, die wehtun



Von Christiane Florin | Jede Debatte endet irgendwann bei Hitler und dem Holocaust. Es tobt ein Kampf um die Deutungshoheit... 

Alles in Scherben



Von Klaus Irler | Welches Bild der Jugend zeigte der NS-Film vor 1945, welches der westdeutsche und der Defa-Film danach? Das Hamburger Filmfestival Cinefest zeigt Filme aus den Jahren 1940 bis 1950, um die Kontinuitäten über 1945 hinaus offen zu legen...

Sehnsucht nach Heimat



Von Julian Voloj | Mit viel Glück überlebte die Berlinerin Margot Friedländer das KZ Theresienstadt und kam 1946 nach Amerika. Nach Deutschland reiste sie erst 60 Jahre später wieder – nachdem sie angefangen hatte, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben und im Rahmen eines Dokumentarfilmprojekts... 

Österreichs Schuld war 1945 nicht zu Ende



Von Johanna Rachinger | Deutliche Worte bei der Rede zum Republiksjubiläum. [Die Autorin ist Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek] ... 




Die Wiener "Hilfsstelle für nichtarische Katholiken"



Die Leiterin des Wiener Diözesanarchivs, Annemarie Fenzl, hat bei der Präsentation der Neuauflage des Buches "Dass ihr uns nicht vergessen habt..." die Geschichte der "Hilfsstelle" nachgezeichnet...







Der Vatikan spielt auf Zeit



Von Henning Klüver | Neue Veröffentlichungen über das Pontifikat von Pius XII. Judenretter oder Schweiger?... 

Vatikanische Herbst-Offensive in Sachen Pacelli



Von Guido Horst | Auch die Gregoriana und die Lateranuniversität in Rom leisten ihren Beitrag, um das gängige Urteil über Pius XII. zu korrigieren... 


Brief an Papst Benedikt XVI.:
Bedenken gegen Seligsprechung von Pius XII.



Deutscher Koordinierungsrat
der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR)



Hochverehrter Papst Benedikt,
mit großer Besorgnis haben die jüdischen, evangelischen und katholischen Mitglieder im Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) sowie viele Mitglieder der 83 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland im Kontext Ihrer Predigt am 50. Todestag von Papst Pius XII. am 9. Oktober die neu entfachte Kontroverse über die Rolle von Papst Pius XII. in der Zeit des Nationalsozialismus wahrgenommen.


Ebenso lasen wir von der Erklärung des Postulators des Seligsprechungsprozesses für Pius XII., P. Gumpel, der ihn in missverständlicher Weise mit einer anstehenden Reise von Ihnen nach Israel in Verbindung setzte, was vom Direktor des vatikanischen Presseamtes, P. Lombardi, am 19. Oktober in einer offiziellen Stellungnahme korrigiert wurde.

Alle drei Äußerungen bestätigen, dass der Seligsprechungsprozess für den Pacelli-Papst intensiv betrieben wird, dass Sie darum beten, dass er „glücklich vorangehe“ und dass gemäß der offiziellen Stellungnahme Sie „das Dekret über den heroischen Tugendgrad“ Ihres Vorgängers noch nicht unterzeichnet hätten, „insofern diese Entscheidung Gegenstand einer vertiefenden Reflexion“ Ihrerseits sei.

Wir wollen uns weder an einer selbstgerechten Aufrechung von Geschichte und an der Deutung der Person von Papst Pius XII. in der einen oder anderen Weise beteiligen, appellieren aber mit großer Dringlichkeit gerade an Sie als Vertreter von Glaube und Vernunft dafür, alle historisch relevanten Quellen in den Archiven des Vatikans aus den Jahren bis 1945 wenigstens einem internationalen, möglichst aus Christen und Juden, zusammengesetzten Forschungsgremium zur Sichtung frei zu geben. Nur so ist eine angemessene Bewertung der Person und des Handelns von Pius XII. möglich.

Ohne den historischen Nachweis seines nachdrücklichen Eintretens für die Juden in der NS-Zeit würde eine Seligsprechung von Pius XII. den Verlust der emotionalen Bindung von Katholiken an das päpstliche Amt heute und in Zukunft verstärken, mehr aber noch das Leid der jüdischen Nachfahren jener Familien, deren Angehörige und Verwandte in den Konzentrationslagern ermordet wurden.

Nach den Auseinandersetzungen um die Karfreitagsliturgie für den außerordentlichen Ritus steht es um den jüdisch-christlichen Dialog u.a. in den USA, in Frankreich und in Deutschland nicht gut. Dieser Dialog ist nicht grenzenlos belastbar!

Wir bitten zum jetzigen Zeitpunkt und ohne Klärung der historischen Quellen dringend um ein Moratorium der Seligsprechung von Pius XII.

Mit dem Ausdruck tiefen Respekts

Dr. Henry G. Brandt
Jüdischer Präsident

Dr. Eva Schulz-Jander
Katholische Präsidentin

Pfr. Ricklef Münnich
Evangelischer Präsident

(Quelle: Deutscher Koordinierungsrat)




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