Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
24.03.2010 - Nr. 1132

ACHTUNG:

Morgen, Donnerstag 25. März 2010, erscheint KEIN COMPASS!

Die nächste Ausgabe erfolgt am Freitag, 26. März 2010.


Guten Tag!

Nr. 1132 - 24. März 2010


Dem israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu ist am Dienstag im Weissen Haus ein kühler Empfang bereitet worden. Netanyahu sprach zwar eineinhalb Stunden mit US-Präsident Obama, über den Inhalt des Gesprächs wurde jedoch nichts bekannt. Am Abend zuvor hatte Netanyahu in einem Vortrag in Washington seine Politik mit deutlichen Worten bekräftigt und das Existenzrecht Israels betont. Sein Land werde an den umstrittenen Siedlungen in Ostjerusalem festhalten. Unterdessen wir der Streit zwischen der US-Administration und der Regierung Netanjahu über den fortgesetzten israelischen Siedlungsbau vor allem in der arabischen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Nur wenige Beobachter aus der Region gehen allerdings von einer echten Krise zwischen den beiden Mächten aus. Vielmehr wächst die Skepsis, dass es tatsächlich zu tief greifenden Veränderungen in der US-Politik im Nahen Osten kommen wird, wie sie Präsident Barack Obama am 4. Juni 2009 in seiner Kairoer Rede in Aussicht gestellt hatte. Über die jüngsten Entwicklungen an diesem Brennpunkt der Weltpolitik sprach NEUES DEUTSCHLAND mit dem in Amman ansässigen, unabhängigen politischen Analysten und Redakteur des »Middle East Report«, Mouin Rabbani:"In arabischen Hauptstädten ist der Ärger groß«
Die Links zum Interview sowie weiteren Berichten über Netanjahus Besuch in den USA in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL und ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Vor zwei Tagen war es genau 65 Jahre her, dass am 22. März 1945 die Arabische Liga gegründet wurde. In einem Beitrag für CICERO setzt sich David Harnasch anlässlich dieses Geburtstags des Staatenbundes mit den zwei aktuellen Themen der Liga auseinander: die "Arabische Charta der Menschenrechte" und Israel und Palästina: "Herzlichen Glückwunsch, Arabische Liga!".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Der Baumagnat Chowdary hat sich vor ein paar Jahren seinen Lebenstraum verwirklicht: Im Norden von Gaza, direkt an der Uferstraße, hat er aus eigener Tasche ein Privatmuseum gebaut, eine Heimstatt für die Kunst aus Gaza. "Es geht mir einfach darum, ein Stück meiner Heimat zu bewahren, die jetzt zwischen allen Fronten zerrieben wird", sagt der eigenwillige Pionier. Viele Artefakte will er selbst bei seinen Bauprojekten freigelegt haben. Die Ausstellung "Gaza - 6000 Jahre Brücke zwischen den Kulturen", die zur Zeit in Oldenburg zu sehen ist, zeigt die andere Seite von Gaza, die Werner Bloch in einem Beitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU schildert: "Museum für Natur und Mensch. Die Aphrodite von Gaza".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im Sommer will Maya weg. Weg aus Israel und raus aus ihrem Leben. Denn in ihrem Heimatland ist sie für viele nur die Vaterlandsbetrügerin, das radikale Mädchen, das einen Schritt zu weit gegangen ist. Maya Wind hat den israelischen Militärdienst verweigert. Sie hat in aller Öffentlichkeit gesagt: Ich mache nicht mit. In einem Land, in dem die Verteidigung des eigenen Landes für alle jüdischen Jugendlichen obligatorisch ist und in dem der für Männer drei Jahre und für Frauen zwei Jahre dauernde Dienst an der Waffe als Eintrittskarte in die Gesellschaft gilt. Sie hat verweigert, aus Protest gegen die israelische Besatzungspolitik. Marlene Halser porträtiert die Israelin in einer Reportage für die TAZ: "Man nennt sie 'Vaterlandsbetrügerin'".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Israels Premier Netanjahu beharrt offen auf der israelischen Siedlungspolitik - der deutsche Außenminister wiederum beharrt auf einem Baustopp als Voraussetzung für Frieden, wie es einem Interview Westerwelles mit dem DEUTSCHLANDRADIO zu entnehmen ist. Israels Siedlungspolitik müsse "eingefroren werden", sagt er.
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Nach einer aktuellen Umfrage halten 90 Prozent der Israelis das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern für das wichtigste politische Thema in Israel. Rund 20 Prozent der Israelis sind arabisch, drei Parteien in der Knesset mit zusammen elf Abgeordneten vertreten ihre Interessen. Aber auch Universitäten und Nichtregierungsorganisationen arbeiten daran, die Integration dieser starken Minderheit zu verbessern. Dabei kooperieren sie seit vielen Jahren mit den in Israel vertretenen deutschen Politischen Stiftungen. Eine achtköpfige Delegation ist in dieser Woche nach Berlin gereist, um mit deutschen Experten über Integrationsfragen und das Verhältnis der arabischen Minderheit zur jüdischen Bevölkerungsmehrheit zu diskutieren. Ein Bericht von Oliver Ernst auf den Seiten der KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG berichtet über Themen und Probleme: "Israelisch-arabische Delegation informiert Stiftungsvertreter über den Stand der Integrationsbemühungen".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Spiele-Entwicklerin Brenda Brathwaite verarbeitet die Judenverfolgung in einer Art «Gesellschaftsspiel», in dem Figuren in Zügen abtransportiert werden. «Train» gehört zu einer Serie von historischen Spielen, die Brathwaite in den letzten Jahren entwickelt hat. Unter dem Motto «The Mechanic is the message» hat sie weitere historisch heisse Eisen angefasst: In «Irish Game» thematisierte sie die Emigration der Iren in die USA, gespielt wird auf Grasmatten und Jutesäcken. In «The new world» geht es um die Sklavenverschleppung nach Amerika. Braune Figuren müssen über den Atlantik geschifft werden. Und in «Trail of Tears» repräsentieren 50'000 rote Holzfiguren den Genozid an den Indianern. Brathwaite will mit ihren Konzepten einen Lerneffekt erzielen: «Ich glaube, ein Spiel erreicht seinen Höhepunkt, wenn es Reaktionen beim Spieler hervorruft, die der Entwickler nicht erwartet hätte.» Die BASLER ZEITUNG berichtet über ihre jüngste Provokation: "Der Holocaust als Brettspiel".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Fernsehserie "Ein Stück Himmel" gehörte Anfang der 80er-Jahre zu einem der bedeutsamsten Ereignisse der deutschen Fernsehgeschichte. Das Drehbuch beruhte auf der authentischen Geschichte des jüdischen Mädchens Janina Davidowicz, die als einzige ihrer Familie das Warschauer Ghetto überlebte. Vor 80 Jahren wurde die Schriftstellerin geboren. Katja Lückert erinnert im DEUTSCHLANDRADIO an sie: "Ein Stück Himmel".
Der Link zum Porträt in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die politische Radikalisierung in Ungarn nimmt dramatisch zu. Blutige Anschläge gegen Roma, Hetze gegen Juden und Großungarn-Propaganda fallen auf fruchtbaren Boden. Bei der Parlamentswahl im April dürfte die rechtsradikale Jobbik-Partei davon profitieren. Stephan Ozsváth erläutert für CICERO die Situtation in Ungarn: "Noch nie hatten wir solche Angst"
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Grabeskirche in Jerusalem ist für Christen aller Konfessionen eine heilige Stätte. Und so teilen sich katholische, griechisch-orthodoxe, armenische, koptische Christen die Kirche in kleine Anteile auf. Wie das nicht immer harmonische Nebeneinander funktioniert, zeigt der Film "Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen".  Wolfgang Hamdorf stellt ihn im DEUTSCHLANDRADIO vor: "Meine Kirche, deine Kirche".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Islamwissenschaftler Stefan Wild beschreibt in einem sehr informativen Essay für die FRANKFURTER RUNDSCHAU die Schwierigkeiten der Koran-Übersetzung und lobt die neue Übertragung von Hartmut Bobzin als "unaufdringlich und respektvoll", allerdings "eher auf die 'gebildeten Stände' von Nicht-Muslimen als auf den deutschen muslimischen" Leser ausgerichtet. Und im RHEINISCHEN MERKUR kann man den Übesetzer und Orientalisten Hartmut Bobzin im Interview selbst näher kennenlernen. Er spricht über Vorurteile gegenüber dem Islam, Friedrich Rückerts Verdienste und die Fesseln des Reims: "Das ist kein leichtes Buch".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mouhanad Khorchide, der die Professur für Religionspädagogik an der Universität Münster übernehmen soll, erklärt im Interview mit der TAZ, wie er sich seine Aufgabe vorstellt und warum er Verständnis dafür hat, dass die muslimischen Verbände nicht Sven Kalisch auf dieser Professur sehen wollten. Khorchide, 38 Jahre alt, ist im Libanon geboren und schließlich in Saudi-Arabien aufgewachsen. Er studierte in Beirut Islamwissenschaft und Islamische Theologie sowie Soziologie in Wien. Seit 1989 lebt er in Österreich, wo er mit einer Studie über islamische Religionslehrer promovierte. Khorchide war auch Imam einer kleinen Moschee in Ottakring, Wien, und hat zudem selbst als Religionslehrer gearbeitet. "Ich sehe meine Aufgabe als Brückenbauer", sagt er.
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Schweiz hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg gewandelt, und mit ihr das Schweizer Judentum. Ein mehrjähriges Forschungsprojekt hat erstmals diesen Wandel untersucht. Die Hauptlinie: Traditionelle Einheitsgemeinden unter orthodox-rabbinischem Monopol verlieren unter dem Eindruck der gesellschaftlichen Pluralisierung an Einfluss, wie Andreas Schneitter in einem Beitrag für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES erläutert: "Die Gemeinden hinken der Gesellschaft hinterher".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Kann man Verlorenes, Vernichtetes wiederbeleben? Eine US-amerikanische Stiftung versucht jedenfalls, jüdische Viertel in Europa mit kulturellem Leben auch jenseits der Tempel zu erfüllen. Das „Moishe House“ in Budapest hilft bei der Gründung von Wohngemeinschaften, deren Bewohner das Kulturleben bereichern sollen. Die deutschsprachige ungarische Zeitung PESTER LLOYD hat die drei Mädchen in Budapest besucht und gewann interessante Einblicke beim "culture building": "Die Appartment-Synagoge. Besuch in einer jüdischen Mädchen-WG in Budapest".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wusste Papst Benedikt XVI. seit Jahrzehnten von den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche? Das jedenfalls behauptet der Kirchenkritiker Hans Küng. Joseph Ratzinger selbst habe die Anweisung erteilt, die Anschuldigung von sexuellen Übergriffen geheim zu halten. Keiner wisse soviel wie Benedikt XVI. Jette Moche informiert in der WELT über die Vorwürfe Küngs: "Ratzinger soll Missbrauch geheimgehalten haben". Ebenfalls in der WELT ist dann ein beinahe zynisch anmutendes Plädoyer für die Wiedereinführung der Inquisition zu lesen. Dem Autor, Matthias Heine, ist es gleichwohl ziemlich ernst. Der Papst lege gegenüber Holocaust-Leugnern und pädophilen Priestern eine Langmut an den Tag, "die sogar ein deutsches Jugendgericht nicht für einen Serienkriminellen mit Migrationshintergrund und schwerer Kindheit aufbringen würde". Dann heißt es u.a.:
"Eine straffe, sich über Befindlichkeiten, Rücksichtnahmen und Klüngelei hinwegsetzende zentrale Einsatzgruppe, die die modernsten polizeilichen Methoden anwendet, um die pädophile Gotteslästerung frühzeitig überall dort aufzuspüren, wo sie sich breit gemacht hat. Und die nicht erst wartet, bis das Offensichtliche nicht mehr zu vertuschen ist und von der staatlichen Justiz nicht mehr belangt werden kann. Sondern sie muss die ertappten Häretiker ohne Zögern den weltlichen Ämtern übergeben - so wie es ja auch die alte Inquisition getan hat."
Die Links zu den erwähnten Beiträgen in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Sein Vater war ein Gründungsmitgleid der Hamas, aber statt gegen die Israeli zu kämpfen, schlug sich Mosab Hassan Yousef auf ihre Seite. In seiner soeben erschienenen Autobiographie "Ich bin ein Sohn der Hamas" erzählt er warum. Die BASLER VOLKSZEITUNG stellt Autor und Buch näher vor: "Der gute Terrorist".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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