Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
28.02.2011 - Nr. 1230

ACHTUNG:

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Mittwoch, 02. März 2011.


Guten Tag!

Nr. 1230 - 28. Februar 2011


Skeptisch zeigt sich der israelische Historiker Benny Morris in Anbetracht der Aufstände in der arabischen Welt. Mit ihnen, so Morris in der WELT, drohe Israel der "Albtraum einer riesigen arabischen oder gar muslimischen Koalition - von, gemessen an der Bevölkerungszahl, zusammen 400 Millionen Menschen -, die sich in einem dschihadistischen, möglicherweise mit apokalyptischen Waffen geführten Krieg gegen den jüdischen Staat (mit seinen 5,7 Millionen jüdischen Einwohnern) verbünden könnte." Seine Skepsis stützt er vor allem auf eine Analyse der Muslimbruderschaft in Ägypten. Sein Fazit ist insgesamt düster: "Ich fürchte, dass ein solcher neuer Naher Osten entsteht, einer jedoch, der dem Westen, Israel und dem zukünftigen Frieden feindselig gegenübersteht."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Betont anders sieht das der jüdisch-französische Philosoph Andre Glucksmann. In LE MONDE, auf deutsch nachzulesen im PERLENTAUCHER, gibt er sich beeindruckt von den Tunesiern und Ägyptern, die "realistischer und klüger als die diplomierten Geopolitiker" seien. Glucksmann geht es im Wesentlichen dabei um das Phänomen, "dass selbst bei den hitzigsten Großdemonstrationen in Tunesien und in Ägypten niemand auf die Idee kam, amerikanische oder israelische Fahnen zu verbrennen; vor den Kameras wurden weder die Bilder von Barack Obama noch von Benjamin Netanjahu zertreten, es wurden keine rachsüchtigen Slogans skandiert, kein 'Palästina wird siegen' oder 'Tod Israel'."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Mit den Auswirkungen der arabischen Befreiungsunruhen auf die Palästinenser setzt sich wiederum Christian Salewski in einer Reportage für die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND auseinander: "Die Revolution der Palästinenser". Salewski wundert sich, dass während ein arabisches Volk nach dem anderen gegen seine Herscher revoltiere, es im leidgeprüften Westjordanland friedlich bleibe. Und er liefert gleich eine Erklärung dazu: "Anstatt für den eigenen Staat zu kämpfen, gründen die Palästinenser Firmen. Das Land erlebt einen Boom, der die Unabhängigkeit bringen könnte. Und Israel hilft mit."
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Von einer "Reise in ein unheiliges Land" erzählt Sandra Kegel in der FAZ: "Christen küssen den Felsen von Golgatha, Juden wippen an der Klagemauer, der Ruf des Muezzins schallt durch die Straßen: Jeder in Israel ringt mit diesem Land, das zwischen Religionen umkämpft ist. Und eine Gruppe von jungen Literaten besonders." Und letztere stellt sie in ihrer Reportage näher vor.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Rund einhundert deutsche Schulen trugen und tragen noch heute Namen von NS-Größen. Der Chemnitzer Historiker Geralf Gemser untersuchte Hintergründe der Namensgebung von rund 33.000 deutschen Schulen. Unter anderem die Veröffentlichung seiner Studienergebnisse entfachte eine Diskussion darüber, ob solche Namen Eingangstore von Bildungseinrichtungen zieren sollten. Nicht immer allerdings können sich deutsche Schulen ihren Namenspatron aussuchen. Als ein sächsisches Gymnasium sich umbenennen wollte, schritten die Behörden ein, wie Danielle Bengsch in ihrem Beitrag in der WELT berichtet: "100 Schulen nach Nationalsozialisten benannt".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Phantom oder reale Gefahr? Geht es nach Studien und Statistiken, dann spielt Antisemitismus in Brandenburg kaum eine Rolle. Dennoch grassieren in weiten Teilen der Gesellschaft judenfeindliche Einstellungen, sagen Experten. Thomas Klatt hat sich bei ihnen für DEUTSCHLANDRADIO umgehört und berichtet von verbreiteten Stereotypen: "Antisemitismus in Brandenburg".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Wenn Gott eine gute Welt geschaffen hat - woher kommt dann das Böse in dieser Welt? Und wie können wir ihm Herr werden? Uralte Fragen, denen Susanne Mack im DEUTSCHLANDRADIO nachgegangen ist. Sie fragt nach dem "Bösen im  Spiegel der Weltreligionen" und begab sich auf eine Spurensuche in Judentum und Christentum: "Satan, Tod und Teufel".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Auch die Schweiz bemüht sich um einen Weg, ihre Imame zukünftig vor Ort ausbilden zu können. Gleichzeitig wirft dies auch die Frage nach einer staatlichen Anerkennung von Rabbinern auf. Die Ähnlichkeiten sind offensichtlich – und doch ist alles ganz anders, erläutert Andreas Schneitter in seinem Beitrag für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES: "Staatliche Anerkennung?".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Bedenkt man, dass das Judentum sich durch und durch als eine Religion der Freiheit versteht, als deren liturgisch-religiöser Inbegriff das Pesach-Fest mit der Erinnerung an den Exodus aus Ägypten gelten kann, stelle sich doch die Frage, so Hannes Stein, warum dann ausgerechnet Juden es offenbar schwerfällt, den Freiheitskampf in Ägypten und anderen arabischen Staaten zu bejubeln: "Warum tun Juden sich ... so schwer, die Morgendämmerung der Freiheit im Orient zu begrüßen? Warum jubeln sie nicht lauthals mit, wenn – oh Wunder der Weltgeschichte! – Ägypten selbst aus Ägypten auszieht? Warum schweigt Israel wie vom Donner gerührt? Warum hört man auch von jüdischen Organisationen in Amerika kein Sterbenswörtchen?" Die Antwort, so meint Stein, liege "vielleicht in einer historischen Episode, dem Fettmilch-Aufstand in Frankfurt am Main 1614."  Wie das zusammengeht, können Sie in seinem Beitrag in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG lesen: "Schutzbedürftig".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Im Rahmen einer Projektkooperation zwischen dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) und dem Salomon Ludwig Steinheim Institut für deutsch-jüdische Geschichte (Duisburg) fand am 21.02.2011 in der Alten Synagoge Essen ein Symposium zur Edition “Deutsch-jüdische Autoren im 19. Jahrhundert. Schriften zu Staat, Nation und Gesellschaft” statt… HAGALIL war dabei und liefert einen instruktiven Tagungsbericht: "Deutsch-jüdische Autoren im 19. Jahrhundert".
Der Link zum Berich in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Auf den Seiten von EVANGELISCH.DE beschreibt Ann-Dorit Boy, warum Russlands Synagogen neuerdings immer populärer werden: Durch Bildung! Denn die Synagogen Russlands seien zu Kultur- und Bildungszentren gereift und das genau mache sie so attraktiv: "Hier können Juden für wenig Geld lernen, wie bestimmte Computerprogramme funktionieren und wie sie sich mit Yoga entspannen können. Und freilich können sie auch lernen, was es heißt, jüdisch zu sein."
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Immer noch heftige Auseinandersetzungen und Debatten gibt es über das umstrittene Reformpapier, das 250 aufmüpfige Professorinnen und Professoren zur Situation in der Katholischen Kirche vor kurzem vorgelegt haben. U.a. kann man nun in der FRANKFURTER RUNDSCHAU ein Interview mit dem Religionssoziologen Franz-Xaver Kaufmann lesen, der als einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler der Gegenwart gilt. Im Interview geht Kaufmann auf den Reformstau in der katholischen Kirche ein, der er krank machende Strukturen und ein machtpolitisch begründetes Zerrbild geistlicher Führung vorwirft. Den Reformappell katholischer Theologieprofessoren hält er für zwar berechtigt, aber schwach begründet: "An die Kandare genommen".
Der Link zum Interview sowie Links zu weiteren Debattenbeiträgen in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der Schriftsteller Samuel Beckett ("Warten auf Godot") reiste in den dreißiger Jahren durch Nazi-Deutschland. Ein Buch erzählt nun von seinen Begegnungen mit dem Antisemitismus jener Tage und Hitlers Hasstiraden. "Ich bin froh, wenn ich hier weg bin", notierte Beckett während seiner Reise. Thomas Senne hat das Buch über Becketts Besuch im Bayern des Nationalsozialismus für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gelesen und stellt es näher vor: "Unspeakable Eintopf: Beckett in Bayern".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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