Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
08.03.2011 - Nr. 1233

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Die nächste Ausgabe erscheint am Donnerstag, 10. März 2011!


Guten Tag!

Nr. 1233 - 08. März 2011


Im Schatten der Revolten in arabischen Ländern bahnt sich in Israel eine politische Veränderung an. Zwei Jahre nach Beginn seiner Amtszeit scheint sich Ministerpräsident Netanyahu bewusst zu werden, dass Israel nicht länger den Willen fast der gesamten Welt ignorieren kann, schreibt George Szpiro in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Die Umwälzungen in der muslimischen Welt gelte es als Chance für den jüdischen Staat zu begreifen, was Ministerpräsident Netanyahu in Zugzwang bringe. Szpiro meint, Netanyahu sei durchaus bereit, sich vor diesem Hintergrund auf die Palästinenser zu zu bewegen, stoße aber innenpolitische auf Widerstand:
"Netanyahus wahrer Widersacher ist Aussenminister Lieberman von der nationalistischen Partei Israel Beiteinu. Während Netanyahu sich als geläuterter Staatsmann rechts vom Zentrum darzustellen beginnt, gefällt sich Lieberman in der Rolle des Führers der in Israel überhandnehmenden nationalistischen Rechten. Ein interner Machtkampf um die Führung des israelischen Zentrums sowie des nationalen Lagers bahnt sich an. Der Sieger des Kräftemessens wird die Geschicke des Landes auf Jahre hinaus bestimmen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Im Norden von Israel existiert schon seit 40 Jahren ein Mikrostaat - eine selbstproklamierte Republik mit zwei Einwohnern. Die Behörden haben alles unternommen, um dem kuriosen Treiben ein Ende zu setzen, doch der selbst ernannte Präsident ist bis heute nicht gewichen. Hannes Vollmuth stellt auf N-TV eine innerisraelische Kursiosität vor: "Der exzentrische Diktator von Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

„European Studies“ heißt ein Konzept, das möglich macht, was eigentlich undenkbar scheint: Junge Menschen aus Israel, den Palästinensergebieten und Jordanien lernen gemeinsam. Im Pulverfass Nahost kann diese Idee – entwickelt von Friedensfreunden in allen drei Ländern – offenbar nicht funktionieren. Aber auf neutralem Boden, genauer: in Düsseldorf. Dort treffen sich Studenten aus allen drei Gebieten zu einem gemeinsamen Studienjahr. Die RHEINISCHE POST und die WESTDEUTSCHE ZEITUNG stellen das bemerkenswerte Projekt näher vor: "In Düsselford den Frieden studieren".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Die Organisation "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" ist 50 Jahre alt geworden. Zum Auftakt der Feierlichkeiten gab es am Sonntag in der Jerusalemer Erlöserkirche einen Dankgottesdienst. Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte, die Organisation habe nach dem Holocaust für Deutsche als "Stachel im Fleisch" gewirkt. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Organisatin bei ihrem jüngsten Israel-Besuch Anfang Februar als eines der "„großen Wunder der Geschichte". Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) hat in Israel fünfzig Projektpartner. In zwanzig Einsatzstellen begegnen die deutschen Freiwilligen dabei vor allem Überlebenden der Shoah. Die Volontäre arbeiten aber auch mit benachteiligten Minderheiten, helfen im Frauenhaus wie auch in einer Anlaufstelle für Schwule in Jerusalem oder in einer Beduinen-Schule im Negev. Fünf Projekte sind der arabisch-jüdischen Verständigung gewidmet. Eine Reihe von Zeitungsberichten informieren vor dem Hintergrund des 50. Geburtstags der Organisation von der Arbeit der ASF-Freiwilligen vor Ort: "Lebendige Brücken".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

«Sie war ein hübsches Mädchen. Schlank, mit einem feingeschnittenen Gesicht», heißt es von Frieda Roth, der Frau des jüdisch-österreichischen Schriftstellers Joseph Roth. Ein Teil der Tragik im tragischen Leben des Dichters war gleichwochl die psychische Erkrankung seiner Ehefrau, für die er sich selbst verantwortlich machte. 1930 wurde Frieda Roth ins Sanatorium eingeliefert. Sie fiel, wie der Historiker und Journalist Andreas Hutter in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG erstmals belegt, am Ende dem NS-Euthanasieprogramm zum Opfer: "Kein sanfter Tod für eine Schüchterne".
Der Link zum Artikel in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Holocaust auf Arabisch, Türkisch und Persisch: Eine dem islamisch-jüdischen Dialog gewidmete Organisation hat Claude Lanzmanns berühmten Film "Shoah" übersetzen lassen. Zwei Satelliten-Sender aus Kalifornien sorgen jetzt dafür, dass das Werk u.a. auch tatsächlich in Iran zu sehen ist, wie der SPIEGEL berichtet: "Bestes Mittel zum Kampf gegen die Leugner".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Der Rechtsextremismus drängt in den deutschen Alltag. Im Interview mit dem SPIEGEL berichtet die Journalistin Astrid Geisler, Co-Autorin des Buches "Heile Welten", von abstrusen rechten Auswüchsen - und einer noch bedrohlicheren braunen Normalität. Für ihre Reportagen wurde Geisler mehrfach ausgezeichnet. Im Interview geht sie auch auf Verbindungen der Rechtsextremen zu islamkritischen Kreisen ein: "Islamkritiker sind oft mit Rechtsextremen verbandelt".
Der Link zum Interview in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

Die ganze Nation diskutiert über die Rolle des Islam in Deutschland. Woher kommt diese Skepsis der Deutschen gegenüber einer ganzen Religionsgemeinschaft? Die Medien- und Islamexpertin Sabine Schiffer versucht im Inerview mit dem TAGESSPIEGEL zu erklären, wie Fremdheit und Angst entstehen und sich wandeln. Dabei geht sie auch auf die umstrittenen Gemeinsamkeiten von Antisemitismus und Islamophobie ein. In beiden Fällen handele es sich um "ausgrenzende Diskurse":
"Die Krux liegt in der Verallgemeinerung von Fakten und Fiktionen über Juden und Muslime. Die Zuweisung bestimmter Beobachtungen auf die ganze Gruppe führt bis hin zu ihrer Dämonisierung, welche oftmals durch Metaphern – „Parasiten“, „Krebsgeschwür“ – gestützt wird. Derlei Bedrohungskonzepte transportieren eine Logik, die eine Selbstverteidigung nahelegt, ein „wehrt euch“, und übersehen lassen, dass bestimmte Maßnahmen zum angeblichen Schutze der sogenannten Mehrheitsgesellschaft eigentlich nicht Verteidigung, sondern Ausgrenzung sind."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Anti-Defamation League (ADL) ehrte kürzlich den deutschen Autor und Politikwissenchaftler Matthias Küntzel für seine Bemühungen, den modernen Antisemitismus bloßzulegen und zu bekämpfen… sowie die die Verbindung zwischen dem Antisemitismus der Nazis und dem des iranischen Regimes nachzuweisen. Matthias Küntzel wurde während einer Sitzung des Nationalkomitees der ADL in Palm Beach, Florida hierfür mit dem ADL Paul Ehrlich-Günther K. Schwerin Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Auf HAGALIL kann man eine Würdigung des Preisträgers sowie dessen Dankesrede im Wortlaut nachlesen.
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In der ZEIT dieser Woche ist ein Vorabdruck aus dem zweiten Band des Jesusbuches von Benedikt XVI zu lesen, konkret: das Kapitel zum Letzten Abendmahl. Auf dieses Kapitel hat an gleicher Stelle - in der ZEIT - Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs Potsdam und Vizepräsident der European Union for Progressive Judaism, mit einem Beitrag geantwortet: "Jesus war ein Jude".
Die Links zu Papst und Rabbiner in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

„Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt“, sagte der frisch gekürte, neue Innenminister Friedrich auf seiner ersten Pressekonferenz - und löste damit erneut eine Debatte um die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland aus. "Was muss eine Tradition vorweisen, um zu Deutschland zu gehören?" fragt der Historiker und Schrifsteller Philipp Blom in einem Essay für die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Insbesondere wendet sich Blom dabei gegen die fragwürdige Instrumentalisierung des "christlch-jüdischen" Leitbildes gegen den Islam und mahnt:
"Dabei wird systematisch verdrängt, dass die Werte unserer gegenwärtigen Gesellschaften weder christlich noch jüdisch oder überhaupt religiös sind, sondern auf die Aufklärung zurückgehen. Trotz aller ökumenischer Bemühungen nehmen monotheistische Überlieferungen zwangsläufig eine Offenbarungswahrheit für sich in Anspruch, neben der andere Kandidaten bestenfalls als Irrlehren und schlimmstenfalls als böse Verstocktheit dastehen. Der in dieser Logik implizite Wettbewerb um Erlösung und Verdammnis kann zwar rhetorisch und theologisch abgeschwächt werden, taugt aber niemals zum Aushandeln von Prinzipien und Werten einer integrativen Gesellschaft, die für sich in Anspruch nehmen kann, wirklich tolerant zu sein."
Sehr kritisch setzt sich auch Yascha Mounk in der Debattenzeitschrift THE EUROPEAN in seinem Beitrag "Von Christen, Heiden, Juden und Muslimen" mit den Worten des Innenministers auseinander. Sein Urteil über Friedrich ist deutlich:
"Wer die Islamkonferenz veranstaltet, darf den in Deutschland lebenden Muslimen an seinem ersten Arbeitstag nicht ins Gesicht sagen, wie sehr er sie verachtet. Sonst ist er auf seinem neuen Job augenscheinlich fehlbesetzt."
Ähnlich kritisch auch Marc Röhling an gleicher Stelle:
"Wer behauptet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, der spricht allen hier lebenden Muslimen die Teilhabe an der Gesellschaft ab. Schlimmer noch: Er erteilt den deutschen Muslimen eine „Ohrfeige ins Gesicht“, wie es die deutsche Islamwissenschaftlerin und Buchautorin Lamya Kaddor formulierte."
Ganz anders sieht das hingegen Mathias Matussek im SPIEGEL, wo er zu begründen versucht, warum der "der Minister recht hat":
"Kein Einziger hat auf den Minister in der Sache geantwortet. Das interessierte Publikum wartet immer noch auf Belege für das, was an der Minister-Aussage falsch sein soll. Wartet auf jede Menge Beweise für die historische gewachsene islamisch-christlich-deutsche Identität. Sollten wir den 12.September 1683 als Beginn einer wundervollen Freundschaft annehmen, als die Türken vor Wien auftauchten und die christlichen Staaten des Abendlandes gemeinsam zitterten? Oder ist es die Mokka-Mode im Rokoko, die uns beglückte, oder Mozarts beschwingtes Märchen von der "Entführung aus dem Serail", dieser Exotenschauer aus Harem, Kerkermeister, Augenrollen, gewagten Miedern, gütigem Bassa Selim? [...] Sagen wir es so: Ich habe einige muslimische Freunde. Trotzdem gehört der Islam nicht zu Deutschland, geschichtlich, er gehört nicht in unsere historisch-religiöse DNA, denn die ist, allen Unkenrufen zum Trotz, immer noch christlich."
Links zu den genannten Beiträgen sowie weiteren Analysen und Kommentaren in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Religiöse Erziehung beginnt meistens im Kindesalter, aber auch interkulturelles Verständnis kann schon in jungen Jahren gefördert werden. Die Journalistin und Autorin Alexia Weiss hat daher ihr neues Kinderbuch über jüdische Bräuche bewusst nicht nur für jüdische Leser geschrieben. "Das Buch ist auch für nicht-jüdische Kinder gedacht, die das Judentum so kennenlernen können", betont sie. Stefan Beig stellt das Buch in der WIENER ZEITUNG näher vor: "Dinah und Levi".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Sozialistin Clara Zetkin rief vor mehr als einem Jahrhundert Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz auf, für ihr Wahlrecht zu kämpfen. Das war der Startschuss für den internationalen Frauentag, der heute am 8. März zum 100sten Mal begangen wird. HAGALIL hat aus diesem Anlass einen Beitrag von Henriette Fürth über die "jüdische Frau in der deutschen Frauenbewegung" online gestellt. Die 1861 in Gießen geborene Frauenrechtlerin und Politikerin stammt aus einer bürgerlichen jüdischen Familie. Sie ist Verfasserin von Hunderten Artikeln und 30 eigenständigen Schriften zu sozialpolitischen Themen. Sie war Mitglied der SPD und des Frankfurter Stadtparlaments. Sie engagierte sich in zahlreichen Bereichen der Wohlfahrt und der Frauenbewegung. 1933 wurde sie aller Ämter enthoben und lebte zurückgezogen bis zu ihrem Tod im Jahr 1938 in Bad Ems. Auch die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG nimmt den 100. Geburtstag des Internationalen Tags der Frau zum Anlass, um einmal nach der Rolle der jüdischen Frauen in den jüdischen Gemeinden von heute zu fragen. Heide Sobotka schreibt zu Beginn ihres Beitrages:
"Heute sind Frauen zwar gleichberechtigt, doch weiterhin sind sie in Führungspositionen großer Konzerne nur selten anzutreffen. In der jüdischen Gemeinschaft sind sie hingegen recht gut vertreten. 45 von 108 Zentralratsgemeinden werden von Frauen geführt, drei von neun Präsidiumsmitgliedern sind weiblich. Im Direktorium des Zentralrats sind sie allerdings etwas unterrepräsentiert. Unter den 37 Repräsentanten gibt es nur vier Gemeindevertreterinnen."
Wie Frauen in den jüdischen Gemeinden "ihren Mann stehen", zeigt sie sodann in drei Porträts auf: "Weiblich, jüdisch, engagiert".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Hatte Luther Humor? - fragt Werner Thiede in einem Beitrag für das SONNTAGSBLATT:
"Über den Gegnern der Reformation konnte er beißenden Spott ausladen. Er neigte zur Ironie, aber er besaß auch einen ausgeprägten Sinn für Humor, der vor allem in seinen Briefen und in seinen Tischreden zum Ausdruck kommt. Als Luther gefragt wurde, was Gott in der Ewigkeit vor der Erschaffung der Welt getan habe, gab er zur Antwort, Gott habe im Busch gesessen und Ruten geschnitten für die, die solch törichte Fragen stellen."
Der Link zu Luthers Humor in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

"Dieses Buch ist ein Ereignis. Es nimmt gefangen, hält in Atem und reißt mit – Seite für Seite, Satz für Satz. Jan Karskis „Bericht an die Welt“, 1944 nach schweren Jahren im Untergrund im sicheren Amerika verfasst und nun erstmals ins Deutsche übersetzt, entführt uns in die Epoche der moralischen Verwilderung, in das von den Deutschen besetzte Polen, in dem es nur noch Jäger und Gejagte gab und – natürlich – den Massenmord. Selten zuvor hat man derart unverfälschte Aufzeichnungen in den Händen gehalten." Mit diesen enthuasiastischen Worten begrüßt Jacques Schuster in der WELT die Tatsache, dass Jan Karskis "Bericht an die Welt" endlich auf Deutsch erchienen ist. Und Schuster hat gute Gründe für sein Lob, wie aus seiner Buchvorstellung deutlich hervorageht.
Der Link dazu in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Abschließend noch ein TV-Tipp: Heute abend ist die vielfach preisgekrönte israelische Dokumentation "Wüstenhochzeit" zu sehen, die eine Hochzeit in der israelischen Negev-Wüste dokumentiert.
Mehr dazu in den den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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