ACHTUNG
Guten Tag!
Einen interessanten historischen Rückblick auf die Ursachen und den Umfang der arabischen und jüdischen Flüchtlingsströme, die in der Folge der Staatsgründung Israels einsetzten, unternimmt der Historiker Oren Osterer in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Dabei kommt er auch auf die im Kontext des Nahost-Konflikts umstrittene Forderung der Palästinenser nach einem Rückkehrrecht zu sprechen. Die Implikationen und Konsequenzen der in der Tat abstrus anmutende Regelung einer Vererbung des Flüchlingsstatus auf Seiten der Palästinenser beschreibt er wie folgt:
"Durch die Vererbung des Flüchtlingsstatus auf die nachkommenden Generationen ist die Zahl der »Flüchtlinge« auf über 5,5 Millionen Menschen angewachsen, knapp 40 Prozent davon leben heute in Jordanien. Dabei ist die Vererbung des Flüchtlingsstatus nicht das einzige Problem. Hinzu kommt, dass unter den Statuten des speziell für sie eingerichteten UN-Flüchtlingshilfswerk UNRWA der Status als Palästinaflüchtling nicht beendet werden kann, solange keine Rückkehr erfolgt. Das führt zu der absurden Situation, dass zwei Millionen jordanische Staatsbürger bis heute als Palästinaflüchtlinge anerkannt werden und mit einem Rückkehrrecht ausgestattet sind."
Kritisch kommentiert er dazu:
"Stellen wir uns kurz vor, dass alle Flüchtlinge des 20. Jahrhunderts nach diesen Vorgaben behandelt würden – vermutlich hätten wir heute eine Milliarde Flüchtlinge mit Rückkehrrecht in alle möglichen Länder der Welt. Es ist sinnvoll, dass spätestens mit der Erlangung einer neuen Staatsbürgerschaft der Flüchtlingsstatus – und damit ein Rückkehrrecht – erlischt. Dies sollte bei Palästinaflüchtlingen nicht anders sein."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
In orthodox-jüdischen Kreisen achtet man bei verschiedenen Gelegenheiten sehr streng darauf, Männlein und Weiblein voneinander zu trennen. So etwa im Gottesdienst, aber auch in Bussen, wo die streng religiösen Juden nicht neben Frauen sitzen möchten. Obwohl nun freilich in Israel die Geschlechtertrennung verboten ist, kommt es trotzdem immer wieder zu diskriminierenden Vorfällen. Jetzt hat eine Frau aus diesem Grund ein Busunternehmen verklagt, wie Tim Assmann für den HESSISCHEN RUNDFUNK berichtet: "Männer vorne, Frauen hintern".
Das Ganze wirft ein Licht auf das alles andere als einfache Verhältnis von Staat und Religion im Staat Israel und betrifft mithin auch das Verhältnis von Demokratie und Judentum. In der TAGESPOST zeichnet der katholische Theologe und Israelexperte Till Magnus Steiner dieses konfliktbeladene Thema seit der Staatsgründung bis in die Wahlkämpfe der Gegenwart nach: "Israel: Demokratie und Judentum im Konflikt".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Dass frömmelnde Bigotterie verbunden mit schweren Vergehen wie dem sexuellen Mißbrauch nicht allein ein Problem der katholischen Kirche ist, sondern sogar in orthodox-jüdischen Kreisen in Israel ein drängendes Problem darstellt, geht aus einer Reportage von Igal Avidan für DEUTSCHLANDRADIO hervor. Er stellt den Verein "Takana" vor, der Beschuldigungen sexueller Belästigung in orthodoxen Kreisen nachgeht und betroffene Frauen und Männer unterstützt. Gegründet wurde der Verein vor gut 20 Jahren von der national-religiöse Pädagogin Yehudit Sheilat, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sexuelle Übergriffe durch Rabbiner und Religionslehrer zu bekämpfen: "Rabbiner mit Doppelleben".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
"Ein Glücksfall für Deutschland und Israel", titelt Michael Leh in der TAGESPOST sein Porträt von Arye Sharuz Shalikar. Der heute 41-jährige Sohn iranischstämmiger Juden ist im Berliner Problembezirk Wedding aufgewachsen, wegen massiver Judenfeindschaft dortiger Muslime mit 22 nach Israel ausgewandert und dort zum Pressesprecher der israelischen Streitkräfte im Rang eines Majors avanciert. Heute ist Shalicar, der in Deutschland noch sein Abitur absolvierte und als Sanitäter in der Bundeswehr Dienst tat, ein Berater des israelischen Außenministers:
"Den Berlinern und Deutschen kann er viel über eine Realität in der deutschen Hauptstadt erzählen, von der sie nichts oder wenig wissen. Zugleich kann der eloquente und für das deutsch-israelische Verhältnis engagierte Shalicar – der auch als Publizist und Vortragsredner tätig ist – uns Deutschen Israel näherbringen und schiefe Bilder zurechtrücken."
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Der TAGESSPIEGEL berichtet, dass Nachfahren von Juden, die während des Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen sind, derzeit einen beschämend mühsamen und alles andere als immer erfolgreichen Kampf um die deutsche Staatsbürgerschaft führen: Obwohl das Grundgesetz ihnen den deutschen Pass grundsätzlich zuspricht, bekämen ihn viele nicht, heißt es dem Bericht "Einige kämpfen schon seit 20, 30 Jahren um den deutschen Pass", sagte beispielseise Nick Courtman dem TAGESSPIEGEL. Er ist Enkel einer geflohenen Jüdin und vertritt den Angaben zufolge die Interessen einer Gruppe von rund 100 Briten, die die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten wollen: "Wie Nachfahren verfolgter Juden am deutschen Einbürgerungsrecht scheitern".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Klöster sind in der Regel Orte getrennt und abgeschieden von der Welt, von der nicht geistlichen Welt und bilden dergestalt einen Schutzraum, der geistliches Leben ermöglicht. Und manchmal gibt dieses Abgeschiedensein aber auch Schutz für Menschen, die eigentlich gar nicht zum Kloster gehören. So etwa während der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933, als das Leben für Juden in Deutschland unerträglich wurde. Das Kloster, um das es geht, stand und steht immer noch in Erfurt, es geht um die Ursulinen. Bewegende Details aus der Zeit von 1933 bis 1938 im Ursulinen-Kloster in Erfurt sind gerade erst bekannt geworden, erforscht von der Historikerin und Archivarin Andrea Wittkampf, die in einem längeren Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO von ihren Forschungen berichtet: "Als jüdische Schülerinnen Schutz im Kloster fanden".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« hat mit einem leider nicht kostenfrei zugänglichen Artikel über zwei Vereine für große Irritationen und heftige Kritik gesorgt. Ein deutsch-jüdischer und ein proisraelischer Verein, so der Inhalt des Artikels, hätten im Bundestag ein enges Netzwerk gespannt und steuerten auf diese Weise die deutsche Nahost-Politik – mit fragwürdigen Methoden. Auf drei Seiten beschäftigen sich immerhin sechs Autoren(!) mit dem, was sie »offensive Lobbyarbeit« oder »aggressive Lobbymethoden« nennen. Dabei dreht sich alles um die WerteInitiative e.V. sowie Naffo – Nahostfriedensforum e.V., die zu »Frontorganisationen« der israelischen Regierung erklärt werden, bei denen womöglich »selbst der Geheimdienst Mossad« die Hände mit im Spiel haben könnte. Die Autoren schrecken nach Ansicht ihrer Kritiker selbst vor "billigsten antisemitischen Klischees" nicht zurück, wie etwa der Historiker Michael Wolffsohn in einem Beitrag für die WELT schreibt:
"Die Aufregung ist groß. „Der Spiegel“ hat dieser Tage einen antisemitischen Artikel veröffentlicht. Wieder einmal. Es ist nicht der erste. „Der Spiegel“ insinuiert: Für die Verabschiedung der Anti-BDS-Entschließung des Bundestages vom 17. Mai dieses Jahres habe die Israel-Lobby Stimmen von Bundestagsabgeordneten regelrecht gekauft. Die Gedankenverbindung Juden – Geld gehört zu den billigsten antisemitischen Klischees. Ergänzt um den Faktor Macht ist man schnell beim Märchen der „jüdischen Weltmacht“.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, formuliert scharf:
»Der Text strotzt vor Beschuldigungen, die sich um angebliche jüdische Einflussnahmen in Zusammenhang mit Geldzahlungen drehen. Beweise liefert ›Der Spiegel‹ nicht. Der Artikel bedient ganz klar antisemitische Klischees und schürt damit Antisemitismus. Diese Art der Berichterstattung halte ich für verantwortungslos und gefährlich.«
Und Marc Felix Serrao, Leiter des Berliner Büros der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, meint kopfschüttelnd:
»Jüdisches Leben ist in Deutschland auf Polizeischutz angewiesen. Wer öffentlich Kippa trägt, riskiert seine Gesundheit. Und der Spiegel veröffentlicht eine Story über eine jüdische Verschwörung, die so dünn und gewollt ist, dass man lachen müsste, wenn es nicht so bitter wäre.«
Inzwischen hat der SPIEGEL in einer ungewöhnlich ausführlichen, diesmal kostenfrei zugänglichen Stellungnahme auf die Kritik reagiert - und sie entschieden zurückgewiesen: "Anmerkungen zu unserer Recherche für den Artikel "Gezielte Kampagne""
Die Links zur Debatte in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Vor einem Jahr rief der Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker dazu auf, für einen Tag Kippa zu tragen – als Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Menschen. Im April diesen Jahres übernahm der CDU-Politiker das Amt des hessischen Antisemitismusbeauftragten. Im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU spricht er über jüdisches Leben und dessen wachsende Bedrohung durch den Antisemitismus. Auf die Frage, ob das Problem tatsächlich größer geworden sei oder "nur" die Aufmerksamkeit dafür, antwortet er:
"Ich glaube beides. Leider muss man feststellen, dass der Antisemitismus in der Gesellschaft größer geworden ist. Der traut sich, auch durch Parteien, die leider im Bundestag vertreten sind, wieder deutlich lauter und aggressiver auf die Straßen unseres Landes. Ich glaube, es ist nicht fünf vor zwölf, sondern schon zehn nach zwölf, wenn wir genau hinschauen. Es geht nicht nur um die Ränder, sondern um die breite Mitte der Gesellschaft, wo antisemitische Stereotype verbreitet sind."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Apropos Kippa: Die meiste Zeit seines Lebens trug der in Berlin geboren und aufgewachse, 29-jährige Mike Samuel Delberg, nur selten Kippa. Beim Gottesdienst in der Synagoge, auch mal auf dem Weg dorthin oder anschließend nach Hause. Ein säkularer Jude halt. Damit ist es jetzt vorbei, wie Sebastian Leber in einem ausführlichen Porträt des 29-jährigen für den TAGESSPIEGEL berichtet. Seit Ende Mai nämlich bedeckt das runde Stück Stoff beinahe ununterbrochen seinen Hinterkopf. Beim Einkaufen, auf der Straße, abends im Club, im Bundestag, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer CDU-Abgeordneten tätig ist: "Von jetzt an mit Kippa".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In einem gleichermaßen bemerkenswerten wie lesenswerten Essay für das Magazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG begründet die jüdische Autorin Linda Rachel Sabiers, "warum ich nicht mehr mit Rechtsextremen spreche". Jahrelang hatte sie versucht, im Dialog gerade mit rechtsextremen und antisemitischen Menschen eine Verhaltensänderung zu bewirken:
"Ich wollte mit Rechten und Nazis und Rechtsradikalen reden, mit Antisemiten, Antizionisten und Rassisten – mit allen, von denen ich meinte, dass ihnen ein Gespräch mit einer deutschen Jüdin die Augen öffnen könnte. Ich fing an zu reden, wenn sie in der Schule in der Raucherecke Judenwitze erzählten, und suchte auf Demonstrationen gegen Rechts jede Möglichkeit zum Dialog."
Eindrücklich schildert sie ihre Erfahrungen und vor allem ihre Motive, an dieser direkten Auseinandersetzung trotz aller Vergeblichkeit festzuhalten - und wie sie schließlich zu der Einsicht gelangte, dass dies keinen Sinn mehr mache. Ihre heutige Position beschreibt sie schließlich so:
"Ich habe für mich entschieden: Ich sage kein Wort mehr zu Rechtsradikalen, ich suche den Dialog nicht mehr, ich mache den Fernseher aus, wenn sie sprechen, ich ignoriere die Kommentarspalten, in denen sie sich auskotzen. Vielleicht mag das für manche trotzig klingen, andere entgegnen, dass man die extreme Rechte nur stärker macht, wenn man nicht mit ihr spricht. Doch diesen Schuh brauchen wir uns nicht anziehen: Jedes Plenum, das man rechtextremer Ideologie bereitet, gibt ihr noch mehr Reichweite."
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
Auf Einladung des Verbandes „Sozialistischer Studenten Österreichs“ hielt Theodor W. Adorno am 6. April 1967 einen Vortrag über „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“. Adorno referierte frei, das heißt, er hatte nur sieben handschriftliche Seiten mit Notizen und Stichworten vor sich. Jetzt erscheint der Vortrag erstmals gedruckt. Während die Rezensenten der FRANKFURTER RUNDSCHAU und des TAGESSPIEGEL sich beeindruckt zeigen, wie verblüffend aktuell Adornos Worte seien udn sich beinahe als "Kommentar zum Aufstieg der AfD" lesen würden, ist der Rezensent der TAZ etwas zurückhaltender und meint: "Trotz solcher Einsichten und Ratschläge enttäuscht Adornos Vortrag."
Die Links zu den Besprechungen in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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Der 1935 in New York City als Sohn jüdischer Emigranten aus Osteuropa geborene US-Amerikaner Michael Walzer gilt als einer der einflussreichsten politischen Philosophen der Gegenwart. Er lehrte an der Universität Princeton, ist Herausgeber der Zeitschrift »Dissent« und Mitherausgeber der Zeitschriften »Philosophy and Public Affairs«, »Political Theory« sowie »The New Republic«. In seinen Beiträgen verbindet Walzer Elemente der jüdischen Tradition mit modernem politischen Denken. Mit der JUNGLE WORLD sprach er über Säkularismus, die Linke und deren Verhältnis zur Religion, ein Thema, dass ihn bewegt, seit er als 25jähriger mit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Kontakt kam. Auf die Frage, ob er denke, dass säkularen Gesellschaften mit dem Mangel an Religiosität etwas Existenzielles fehle, antwortet er:
"Ich bin ein säkularer Jude, der jeden Samstag in die Synagoge geht. Es ist der Ort, an dem ich Menschen treffe, die meine Obsessionen teilen und über meine Witze lachen. Und die sich einer Geschichte verbunden fühlen, der ich mich auch verbunden fühlen möchte. Ich denke, ein radikaler Säkularismus, der diese Verbundenheit aufgibt, ist ein Verlust. Ich sehe das meistens im jüdischen Leben, und offensichtlich gilt das auch für andere Religionen. Aber das stimmt mich persönlich kein bisschen freundlicher gegenüber der Wiederbelebung militanter Orthodoxie und dem Messianismus der (israelischen, Anm. d. Red.) Siedlerbewegung. Das ist eine Form von religiösem Fanatismus, den wir säkularen Juden nicht erwartet haben, den wir nicht verstehen und dem wir uns widersetzen müssen."
Der Link zu dem lesenswerten Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
«Wenn Ihr gewinnt, so gewinnt Ihr alles, und wenn Ihr verliert, so verliert Ihr nichts. Wettet also, ohne zu zögern.» Eine Wette auf die Existenz Gottes bot einst der französische Philosoph Blaise Pascal dem Skeptiker an. In einem nur wenige Seiten umfassenden Fragment seiner nachgelassenen Schriften, der 1670 erstmals erschienenen «Pensées sur la Religion et sur quelques autres sujets» taucht diese Wette für Skeptiker auf, die nicht davon zu überzeugen sind, dass es Gott gibt – eine Haltung, die für Pascal durchaus der Vernunft entspricht. Thomas Ribi setzt sich in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit der Wette von Pascal auseinander und dem Weg zur Seligkeit, den Blascal den Skeptikern vorschlägt: "Tust Du nur so, oder glaubst Du schon?".
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Nur 0,25 Prozent der Deutschen sind jüdischen Glaubens. Viele wissen daher nur wenig über das Judentum, begegnen gar zeitlebens keinem Juden oder Jüdin, was mit dazu beitragen mag, dass es zu verstärkten Ressentiments und Vorurteilen kommt. Das wollen Aktionen wie "Likrat" oder "Rent a Jew" ändern. Das "Likrat"-Projekt ist ein Programm, das vom Zentralrat der Juden in Deutschland gefördert wird und nicht-jüdische Schüler mit Juden in Kontakt bringen will. "Likrat" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "auf einander zu". In den Gesprächen mit den Schülern geht es um grundsätzliche wie auch pragmatische Fragen: Ob Juden Weihnachten feiern oder wie Diskriminierung gegenüber Juden im christlichen Mittelalter überhaupt entstanden sei und wie es um die Jüdischkeit Jesu stehe. Ähnlich auch das Projekt "Rent a Jew", bei dem im Gegensatz zum Likrat-Projekt Erwachsene im Mittelpunkt stehen. Die Initiative ist 2014 in München entstanden. Nadine Vogelsberg stellt beide Projekte in einem Beitrag für DOMRADIO näher vor: "Gespräche über Kippa, Schabbat und Weihnachten".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Was bedeutet es, wenn Schülerinnen Kopftuch tragen? Oder wenn sie im Unterricht fasten? Und wie erzieht ein Muslim sein Kind in einer christlichen Umgebung? Der Gymnasiallehrer Mansur Seddiqzai spricht mit seinen Schülerinnen und Schülern unter anderem im Islamischen Religionsunterricht über Gewalt, Diskriminierung, Nationalismus oder Antisemitismus. In einem lesenswerten Essay für DIE ZEIT schildert er zunächst kurz, aber sehr beeindruckend, wie er selbst als Jugendlicher der vereinfachenden Propaganda extremistischer Muslime erlegen war und Muslime allein als Opfer, Juden ausschließlich als Täter betrachtete. Dann kommt er auf seine Erfahrungen im Umgang mit muslimischen Schülern der Gegenwart zu sprechen und schildert beispielhaft etwa deren Reaktionen auf das Massaker in der Moschee im neuseeländischen Christchurch im Vergleich zu den Reaktionen auf das Massaker an Christen in Sri Lanka. Insgesamt zeugen seine Beobachtungen von einem ermutigenden Prozess der Differenzierung, die er bei seinen Schülern insbesonder im Blick auf die Opfer-Täter-Problematik feststellt:
"Meine Schülerinnen und Schüler erkennen, dass die Konflikte längst nicht nur zwischen Staaten mit unterschiedlichen Religionen ausgetragen werden, sondern auch zwischen den Muslimen selbst. Sie registrieren, dass Muslime Opfer und Täter sein können, und zwar an den gleichen Schauplätzen."
Der Link zu dem beeindruckenden und lesenswerten Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Das Schweizerische Arosa, das schon seit den 1930er Jahren über ein koscheres Hotel verfügt, ist in den Sommerferien eine bevorzugtes Reiseziel insbesondere für charedisch-orthodoxe Touristen. Grossfamilien, die oft mit begrenztem Budget reisen, erhalten in der Zwischensaison Preisnachlässe von Hotels, die ihre meisten Gewinne von Wintersportgästen einstreichen. Im Sommer nehmen sie Verluste in Kauf. In den letzten Jahren allerdings ist diese beide Seiten angenehme Symbiose im paradiesischen Arosa von Spannungen und Ressentiments belastet worden. Jüdische Touristen aus in sich abgeschlossenen Gemeinden und Ortsansässige aus diesem kleinen Ort in einer der konservativsten Gesellschaften Westeuropas sind gelegentlich auf eine Art aneinandergeraten, die manchmal sogar für Schlagzeilen gesorgt hat. Wie man mit diesen Spannungen umgegangen ist und wie es derzeit darum steht schildert Cnaan Liphshiz in einer Reportage für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES: "Lokale und Charedim finden zueinander".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der Brexit wirft seine Schatten auch auf jüdische Bewohner der britischen Insel voraus: Viele Juden, die über familiäre Verbindungen in andere europäische Länder verfügen, versuchen einen zweiten Pass eines europäischen Landes zu erhalten, um nach einem Brexit nicht vor geschlossenen Türen der EU zu stehen. Eine Reportage im FOCUS, die eine Übersetzung eines im britischen ECONOMIST erschienenen Artikels darstellt, berichtet beispielsweise von der israelisch Firma Campus, die speziell sephardischen Juden bei der Bewerbung um Pässe unterstützt. Nach Angaben der Firma stamme die Mehrheit ihrer britischen Kunden aus dem Lager der Brexit-Gegner. „Neukunden kommen in Schüben zu uns,“ erklärt Firmensprecher Eylon Kasif. „Eigentlich fast immer dann, wenn Theresa May wieder eine Rede über den Brexit gehalten hat.“
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
"Das hebräische Alphabet ist ein Symbol der jüdischen Identität", schreibt Vyacheslav Dobrovych in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, denn die Buchstaben, aus denen sich die Texte des Gebetbuchs und der Torarolle ergeben, haben das jüdische Volk seit Jahrhunderten begleitet. Die Form der hebräischen Buchstaben aber haben sich einst gewandelt - und wie und warum erläutert der Autor in seinem Beitrag: "Wie sich die Form der hebräischen Buchstaben einst wandelte".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Seit Monaten ringen die Frauen der Bewegung "Maria 2.0" mit der katholischen Kirche um Anerkennung und Gleichstellung. Nun haben sich prominente Männer mit ihrem Anliegen solidarisiert: in der ZEIT sind entsprechende statements zu lesen aus der Feder von Wolfgang Thierse, Jens Spahn, Anselm Grün, Hans-Jochen Vogel und Heribert Prantl: "Je suis Marie".
Der Link zu den statements in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Es sind ungewöhnliche Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, welche die Historikerin Brigitte Ungar-Klein für ihr Buch "Schattenexistenzen" zusammengetragen hat. Es sind die Erinnerungen Verfolgter, die als sogenannte U-Boote inmitten der nationalsozialistischen Gesellschaft in die Illegalität abtauchten, um dadurch der Vernichtung zu entgehen. Ungar-Klein recherchierte die Biografien von über 1600 jüdischen Menschen, die auf diese Weise überlebten. Niko Wahl stellt ihr Buch und einige exemplarische Beispiele in seiner Rezension für die ZEIT vor: "Rettung im Untergrund".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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